Laut der Potenzialanalyse Wohnen könnten in Stuttgart insgesamt 18 300 Wohneinheiten entstehen. Bei dieser Zahl handle es sich aber nur um „einen theoretisch möglichen Zuwachs“. Foto: picture alliance/dpa/Cindy Riechau

Wohnungen sind knapp in Stuttgart. Das lässt Mieten und Grundstückspreise steigen. Die Stadt möchte gegensteuern und neuen bezahlbaren Wohnraum schaffen. In einer Studie wurden dafür mögliche Flächen identifiziert – vor allem auf den Fildern.

Filder/Stuttgart - Etwa 4740 Wohneinheiten könnten auf der Filderebene neu entstehen, zusätzlich zu den Projekten, die auf anderen Listen wie der Zeitstufenliste Wohnen und dem Baulückenkataster aufgeführt sind. Die Zahl stammt aus der Potenzialanalyse Wohnen, die in den vergangenen Wochen durch verschiedene Ausschüsse ging. Laut der Vorlage ist das Potenzial für neue Wohnungen damit auf der Filderebene am größten – zumindest, wenn man die absoluten Zahlen betrachtet und sie nicht ins Verhältnis zur vorhandenen Fläche setzt. Es folgen die Bereiche Nord mit 4560, Neckar mit 4450, Mitte mit 4250 und Rosenstein mit 300 Wohnungen. Insgesamt wären das 18300 Wohnungen. Da eine zeitgleiche Aktivierung aller Potenzialflächen nicht möglich ist, hat die Verwaltung eine Vorschlagsliste mit 15 Gebieten erarbeitet. Diese seien besonders vielversprechend und sollen prioritär vorangetrieben werden.

Anhand welcher Kriterien wurden die Flächen bewertet?

Ausschlaggebend für den Platz auf der Vorschlagsliste waren verschiedene Kriterien. Dazu zählen die Zahl der möglichen Wohnungen, die vorhandene Infrastruktur wie die Anbindung an Bus und Bahn und die Nähe zu Kindergärten, Schulen und Einkaufsmöglichkeiten, und die Auswirkungen einer möglichen Bebauung auf die Umwelt. Diese Kriterien wurden mit Plus- und Minuszeichen bewertet und dann aufaddiert. Das Gebiet mit den meisten Pluszeichen steht auf Platz 1 der Liste. Es ist der Bürocampus Wangen mit 20 Punkten.

Welche Flächen von den Fildern stehen auf der Vorschlagsliste?

Die Salzäcker in Möhringen stehen auf Platz 3 und kommen auf 16 Punkte. Dort könnten 240 Wohneinheiten entstehen. Bei Birkach-Nord auf Platz 10 sind es elf Punkte. Möglich wären dort 80 neue Wohnungen. Das Gebiet Messstetter-/Prager-/Trautäckerstraße in Möhringen steht mit acht Punkten auf Platz 14. Die Studie geht von bis zu 400 Wohneinheiten aus. Platz 15 und damit das Schlusslicht der Vorschlagsliste bildet Degerloch-Hoffeld mit sieben Punkten und 150 möglichen neuen Wohneinheiten. Zu beachten ist dabei, dass alle 15 Gebiete auf der Vorschlagsliste der Verwaltung mindesten mit „gut geeignet“ für eine Bebauung bewertet wurden. Die Salzäcker in Möhringen gehören sogar zu den sechs Gebieten in Stuttgart, die „besonders gut“ für eine Bebauung geeignet seien. Zu beachten ist auch, dass der Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik die ursprüngliche Vorschlagsliste der Verwaltung geändert hat. Auf Antrag der SPD und mit einer knappen Mehrheit von acht zu sieben Stimmen wurden das Gebiet Schwellenäcker bei Riedenberg mit aufgenommen und auf Platz 6 einsortiert.

Wie wahrscheinlich ist es, dass auf diesen Flächen gebaut wird?

Diese Frage lässt sich nicht beantworten. Sicher ist, dass es Jahre dauert, bis die ersten Wohnungen auf einer der Flächen entstehen. Denn quasi überall muss Baurecht erst geschaffen werden. Und in vielen Fällen gehören die avisierten Grundstücke nicht einmal der Stadt. Die Verwaltung schreibt dazu in ihrer Vorlage: „Bei vielen Flächen handelt es sich um Potenziale, deren Aktivierung einer umfassenden Vorbereitung und Vorarbeit bedarf. Zahlreiche Flächen sind einer eher langfristigen Zeitschiene zuzuordnen, vor allem solche, die sich ausschließlich im Besitz vieler privater Einzeleigentümerinnen und Einzeleigentümer befinden.“

Wie geht es jetzt weiter?

Zur Aktivierung der Potenziale schlägt die Verwaltung einen Stufenplan vor. Wichtig sei es, die Bevölkerung und die Eigentümerinnen und Eigentümer für das Thema Nachverdichtung zu sensibilisieren und „sie zum Mitmachen zu bewegen“, heißt es in der Vorlage. Wenn der Gemeinderat zustimmt, soll im nächsten Schritt in den Bezirksbeiräten über die jeweiligen Baugebiete berichtet werden. Die Lokalpolitiker sollen „in ihrer Funktion als Schnittstelle zwischen Verwaltung und Bürgerschaft als Sprachrohr agieren“ und als Multiplikatoren dazu beitragen, „die notwendige Akzeptanz zu schaffen“. Dann geht es darum, konkrete Konzepte für die einzelnen Gebiete zu entwickeln – und zwar immer in Abstimmung mit den Menschen vor Ort und den Eigentümern. Dieser Punkt wird in der Vorlage immer wieder betont. Nur so könnten im letzten Schritt Projekte auch umgesetzt werden.