David Moore und Martí Fernández Paixà Ensemble in John Crankos L’Estro Armonico Foto: Stuttgarter Ballett

Der Abend „Cranko pur“ zeigt den Gründer des Stuttgarter Balletts von einer ungewohnten Seite. Die drei selten getanzten Werke „L’estro armonico“, „Brouillards“ und „Jeu de cartes“ sind Bewegungskunst in Reinform - und doch bleibt Menschlichkeit Trumpf.

Stuttgart - Feiertag auch beim Stuttgarter Ballett: Am Dienstag war keine gewöhnliche Premiere im Opernhaus, „Cranko pur“ war eher eine mehrfache Verbeugung: vor dem früh verstorbenen Gründer der Kompanie zu dessen 90.; vor dem Solisten Jason Reilly, der auf den Tag genau seit 20 Jahren in Stuttgart tanzt. „Cranko pur“ ist vor allem aber eine Verbeugung vor der Tanzkunst, so machte ein gut gelauntes Ensemble jedes der drei selten gezeigten Stücke zum Hingucker und Lust auf die Saison, die kommt. Auch wenn man sich in „L’estro armonico“ manche der Linien präziser in den Raum gezeichnet wünscht, auch wenn der Humor in „Jeu de cartes“ zu zaghaft ist: Immer stimmt die Haltung, in der Crankos Respekt vor der Gemeinschaft mitschwingt. In „Brouillards“ gibt es Cranko in Reinform. Und Adhonay Soares da Silvas Joker mischt am Ende den Ballettpoker mit solch vitalem Charme auf, dass sich auch sein Coach Egon Madsen reichlich Applaus abholen darf.