Gerhard Siegel (links) als Lukullus und Choristen Foto: Martin Sigmund

Aus Paul Dessaus und Bertolt Brechts „Die Verurteilung des Lukullus“ macht das Theaterkollektiv Hauen und Stechen eine vor Bildern schier berstende, schrille Historien-Revue.

Stuttgart - Jubel im Opernhaus. Erst vom Intendanten Viktor Schoner, der sich über den unerwarteten Besucherandrang im erstmals wieder voll besetzten Haus freut. Und dann vom Publikum, das ein kaum bekanntes Stück DDR-Musiktheater von 1951 auf unterhaltsame, zuweilen auch visuell überfordernde Weise erlebt. Zahlreiche Videos, manchmal zwei gleichzeitig, verschiedene historische Ebenen, fantasievolle Kostüme, singende und spielende Menschenmassen auf der Bühne: „Die Verurteilung des Lukullus“ ist in Stuttgart opulentes Musiktheater und schwankt zwischen tiefem Ernst und Parodie. Exzellent gerät die musikalische Seite. Bernhard Kontarsky am Pult des kleinen, schlagzeuglastig besetzten Staatsorchesters koordiniert die vielen Beteiligten sicher und hat ein Händchen auch für die stillen Momente des Innehaltens. Gerhard Siegel verleiht der Titelfigur mit schneidendem Tenor Kontur, und die einstige Diva Cheryl Studer legt als Tertullia einen hinreißenden Auftritt hin.