Nachtbusse am Schlossplatz Foto: VVS

Kein Verkehrsmittel ist unterhaltsamer als ein Nachtbus, findet Hanna Wolf.

Stuttgart - Die Busse mit dem großen N auf der Anzeige sind für Nachtschwärmer ein unverzichtbarer Begleiter auf dem Heimweg. Sie bringen die Fahrgäste spät und günstig nach Hause und eigenen sich dabei noch als mobile Flirtbörse.

Jedes Wochenende, wenn nachts die letzten Stadtbahnen längst gefahren sind, erwacht der Stuttgarter Schlossplatz erneut zum Leben. Dann strömen aus allen Ecken gut gelaunte Nachtschwärmer, die sich nichts sehnlicher wünschen, als nach einem langen Tag endlich in ihr Bett zu fallen. Der Weg bis dahin sollte möglichst bequem sein. Heimlaufen ist für tanzmüde Füße zu anstrengend und für das knappe Disco-Outfit in vielen Nächten zu kalt. Ein Taxi wäre praktisch, ist aber zu teuer und hat auch nicht für alle Freunde Platz. All diese Wünsche erfüllt den Nachtschwärmern nur ein Verkehrsmittel, das obendrein auch mal einen Cocktail zu viel nicht krummnimmt: der Nachtbus.

Wenn um 3.33 Uhr die große Suche nach dem letzten Nachtbus der richtigen Linie beginnt, rennen und wanken Jugendliche und Junggebliebene ziellos über die Planie. Sie suchen hektisch nach ihren Fahrkarten, quetschen sich in den Bus, auf die Sitzplätze. Wer will schon mit müden Füßen stehen? Andere haben ihre Fahrkarte schon längst in der Hand, aber: " Warum kommt immer ausgerechnet mein Bus zu spät?"

Kurz darauf sind dann doch alle Busse bereit zum Abfahren. Diejenigen, die trotz schwerer Augenlieder nicht sofort einschlafen, hören aus dem Radio Kid Rocks "All Summer Long", gefolgt von Pinks "So What" - wie jede Woche. Ein Teil singt begeistert mit, ein anderer nickt apathisch im Takt. Der Rest kramt entnervt den MP3-Player aus der Tasche, um vom "107,7-Gedudel" verschont zu bleiben, wie es aus einer Ecke hinter mir schimpft.