Wie immer ein großer Anziehungspunkt ist der Bunkerhotel unter dem Marktplatz, das immer nur zur Langen Nacht der Museen öffnet. Foto: dpa

Stuttgart in Bewegung. Die Lange Nacht der Museen zählt zu den wichtigsten Kulturereignissen der Stadt. Am Samstag, 25. März, führt die Bustour Tausende zu 80 Stationen zwischen Kunst und Körperwelten.

Stuttgart - Kunst in der Nacht ist ein Erlebnis, für das man lange Schlangen in Kauf nimmt. Dann zieht es selbst jene, die im Hellen nie auf die Idee kämen, ein Museum zu betreten, in Ausstellungen, in denen man bei diesem Event mitunter vor allem Menschen sieht. „Meist sind die Wartezeiten gar nicht so lang, wie man am Ende einer Schlange befürchtet“, sagt Annette Taube vom Stuttgart-Magazin „Lift“, das die Museumsnacht zum 20. Mal veranstaltet. Auf dem Marktplatz, wo das Bunkerhotel immer nur zu dieser Veranstaltung öffnet, müsse man in aller Regel etwa 30 Minuten anstehen.

25 000 Besucherinnen und Besucher erwartet Organisatorin Taube in diesem Jahr. Auch wenn nun die 20. Ausgabe ansteht, können keine 20 Jahre Lange Nacht gefeiert werden. „Im ersten Jahr hatten wir die Bustour im Frühjahr und im Herbst veranstaltet“, so die „Lift“-Mitarbeiterin. Da gab es auch noch nicht die Stuttgartnacht, die immer im Herbst stattfindet.

Viele Sonderprogramme für diese Nacht

Sehr lebendig ist die Stadt in dieser ganz besonderen Nacht – doch an einem Haltepunkt der Rundfahrt auch ziemlich tot. Erstmals ist die Ausstellung Körperwelten bei der Museumstour dabei, die noch bis zum 20. Mai mit plastinierten Leichen in Nebenräumen der Schleyerhalle gastiert. Bei der Frage, ob die Anatomie-Schau Sensationslust befriedigt oder gar Kunst zeigt, dürfte die Antwort leicht fallen: Der menschliche Körper mit seinen feinsten Verästelungen ist wahre Kunst der Schöpfung.

Es ist die Nacht, die viel zu erzählen weiß. Die Besucher erwarten vielseitige Sonderprogramme und Party-Specials: Im Linden-Museum beispielsweise kann man japanische Esskultur entdecken, auf Samurais und Manga-Heldinnen, eine Teezeremonie erleben und bei Karaoke sein Gesangstalent unter Beweis stellen. Außerdem gibt’s Live-Folklore, eine Origami-Challenge und appetitanregende Kurzführungen.

Im Museum am Löwentor präsentiert die Restauratorin Christina Gascó Martín ihr kunstvolles Handwerk, mit dem sie wertvollen Fossilien das Leben rettet. Ihre Kollegen treten bei einem Naturkunde-Slam zum Wissenschaftler-Wettstreit an. Und DJs verwandeln das Naturkundemuseum in eine ungewöhnliche Tanzfläche.

Schwaben präsentieren sich

Die Nacht der langen Schlangen: Auf dem Marktplatz dürfte es – wie immer zu dieser Zeit – Tausende nach unten ziehen. 30 Stufen führen ins Bunkerhotel hinab, zu einem langen, engen Flur. Heute wellen sich hier Tapeten mit Blümchenmuster und erinnern daran, dass nach dem Krieg die Ansprüche nicht groß waren, aber man es trotzdem gemütlich haben wollte. Für Menschen mit Platzangst war diese Herberge, die nach dem Krieg im zerstörten Stuttgart das erste Hotel der Stadt war, der pure Stress.

Schwoba send seggie! In dieser Nacht können Schwaben ihre heimischen Hochgefühle an vielen Stellen ausleben. Das Landesmuseum im Alten Schloss lockt mit der hochgelobten Sonderausstellung „Die Schwaben. Zwischen Mythos und Marke“. Das Haus der Geschichte greift mit der weltweit ersten umfassenden Sonderschau „Carl Laemmle presents... Ein jüdischer Schwabe erfindet Hollywood“ schwäbischen Erfindergeist auf. Wenn’s um Schwabenhelden geht, dürfen die Väter des Automobils nicht fehlen. Das Mercedes-Benz Museum bietet eine Reise durch 130 Jahre Automobilgeschichte. Das Porsche-Museum wartet unter anderem mit weltmeisterlichen Präsentationen, sattem Porsche-Sound und Roadbook-Geschichten auf.

Auch das Familienunternehmen Rilling ist ein Stuttgarter Eigengewächs und lädt zu exklusiven Führungen durch den geschichtsträchtigen Sektkeller. Zwei Feuerbacherinnen zeigen mit den Feuerbacher Stadtgeschichten, dass ihr Stadtteil mehr zu bieten hat als mehrspurige Durchgangsstraßen und Industriegebiete. Der Hafen verbindet die Schwaben mit der ganzen Welt – ein idealer Ort für sieben interaktive Installationen von Studierenden der Hochschule der Medien, die mit ihren Kunstwerken „Grenzgebiete“ erforschen. Ein Architekturdenkmal von Weltrang ist die Weißenhofsiedlung, die den Kern der Werkbund-Ausstellung „Die Wohnung“ von 1927 bildete. Seit vergangenem Jahr gehören zwei der elf bestehenden Gebäude zum Unesco-Weltkulturerbe. Stuttgart in Bewegung. Selbst für Einheimische gibt es noch viel zu entdecken.

Eintrittspreise und Co.

Tickets für die Lange der Nacht der Museen, die am Samstag, 25. März von 19 bis 2 Uhr, stattfindet, kosten für Erwachsene 18 Euro und für Kinder (sechs bis 14 Jahre) vier Euro. Kinder bis zu sechs Jahren haben freien Eintritt. Acht Einrichtungen bieten von 16 Uhr an Mitmachausstellungen, Museumsrallyes und Kreativwerkstätten für Kinder.

Tickets sind im Vorverkauf erhältlich bei: • vielen Museen und Galerien,• allen VVK-Stellen in Stuttgart unn in der Region, im Internet unter www.lange-nacht.de sowie über die Ticket-Hotline: 0711/601 54 44

An der Abendkasse sind am 25. März Ticket-Bänder bei allen beteiligten Häusern erhältlich. Im Vorverkauf erworbene Tickets werden beim Besuch des ersten Hauses an der dortigen Abendkasse in ein Ticket-Band umgetauscht.

VVS-Kombiticket: Das Lange-Nacht-Ticket beziehungsweise das Ticket-Band gilt am 25. März von 12 Uhr an Uhr als VVS-Kombiticket. Es berechtigt zur Nutzung aller VVS-Verkehrsmittel (Zweiter Klasse) bis Betriebsschluss im gesamten Netz des Verkehrsverbundes. (ubo)