Claudia Grau im Oktober 2011, als sie bei der OB-Wahl, ohne kandidiert zu haben, 32 Prozent der Stimmen erreichte Foto: Horst Rudel/Archiv

Die Nürtinger Kulturbürgermeisterin Claudia Grau ist am Montag nach schwerer Krankheit gestorben. Eigentlich hatte die 53-Jährige im Januar wieder arbeiten wollen. Doch am Ende hatte sie gegen einen aggressiven Tumor keine Chance.

Nürtingen - Claudia Grau ist immer eine Kämpferin gewesen. Einfach aufzugeben kam für sie nicht in Frage. Bei der TG Nürtingen spielte die spätere Nürtinger Kulturbürgermeisterin Ende der 80er-Jahre in der Handball-Oberliga. Von der Statur her keine Riesin, aber mit einem Kämpferherz ausgestattet, bot sie mit ihrem Team den gegnerischen Mannschaften Paroli. Eine Wühlerin am Kreis – so charakterisieren frühere Weggefährten anerkennend den Handballstil von Claudia Grau. Fleiß, Engagement, Durchsetzungsfähigkeit und Zielstrebigkeit: diese Eigenschaften zeichneten die gebürtige Heilbronnerin auch im Berufsleben aus. Eine Schafferin eben, wie es auf gut Schwäbisch heißt.

Zu wenig Unterstützung für ein Kunst- und Kulturzentrum

Vor fast genau sieben Jahren setzte sich die damals 46-Jährige gegen den Amtsinhaber Rolf Siebert (CDU) durch und wurde als parteilose Bewerberin mit großer Mehrheit vom Nürtinger Gemeinderat zur neuen Kulturbürgermeisterin gewählt.

Mit viel Elan ging Claudia Grau ans Werk. Die Diplomverwaltungswirtin, die zuvor im Landratsamt Esslingen Amtsleiterin für Kreisschulen und Immobilien gewesen war, hatte die Idee zu einem Kulturzentrum am Neckar, das der städtischen Kunst- und Kulturszene neue Impulse und Perspektiven bieten sollte. Das Projekt scheiterte jedoch, weil eine Mehrheit im Gemeinderat ihr aus Kostengründen die Gefolgschaft verweigerte. Auch die Begeisterung des Oberbürgermeisters Otmar Heirich für ein Kunst- und Kulturzentrum hielt sich in Grenzen.

Bürgermeisterin sorgt bundesweit für Schlagzeilen

Das Verhältnis zwischen Heirich und Grau war zumindest zeitweise getrübt, nachdem die Dezernentin ohne je offiziell kandidiert zu haben, bei der Oberbürgermeisterwahl im Oktober 2011 von einer Internetinitiative de facto zur OB-Kandidatin erklärt worden war und Claudia Grau so im zweiten Wahlgang immerhin 32 Prozent der Stimmen erhalten hatte. Dies sorgte bundesweit für Aufmerksamkeit.

Vor drei Jahren sah es dann so aus, als würde die ehrgeizige Kommunalpolitikerin zum nächsten Karrieresprung ansetzen. Sie war als Kandidatin für den Landratsposten im Rems-Murr-Kreis im Gespräch. Doch Grau, die inzwischen auch als Kreisrätin in den Reihen der Freien Wähler im Esslinger Kreistag vertreten war, winkte ab. Ihre Begründung damals: „Mit Nürtingen bin ich inzwischen eng verwurzelt, mein anspruchsvolles Amt macht mir viel Freude, und ich habe hier mein Eigenheim. Dies alles möchte ich nicht missen“, sagte Grau, die als Schülerin schon das Nürtinger Max-Planck-Gymnasium besucht hatte.

Landrat Eininger würdigt Claudia Graus sympathische Art

Claudia Grau hatte viele Pläne für die Zukunft. Doch dann entdeckten die Ärzte einen Tumor bei ihr. Die Bürgermeisterin pausierte zwangsweise, war im Sommer indessen aber noch zuversichtlich, jetzt im Januar ihren Dienst im Nürtinger Rathaus wieder antreten zu können. Doch es gab einen Rückschlag, von dem sich die Nürtingerin nicht erholen konnte. Ihren letzten Kampf gegen den Krebs hat sie verloren, am 15. Januar ist Claudia Grau im Alter von 53 Jahren gestorben.

Der Esslinger Landrat Heinz Eininger hebt die „tatkräftige, kompetente und sympathische Art“ seiner früheren Mitarbeiterin hervor. Mit ihr verliere der Landkreis einen „liebenswerten Menschen, der uns allen ans Herz gewachsen ist“. Otmar Heirich würdigt die Professionalität Claudia Graus und ihr Engagement, das sie zuletzt vor allem auch in der Flüchtlingsarbeit bewiesen habe. Die hochgeschätzte Bürgermeisterin für die Bereiche Kultur und Soziales hinterlasse im Rathaus nicht nur eine Lücke. „Sie hinterlässt eine Leere“, betont der Nürtinger Oberbürgermeister. „Ich bin sehr betroffen“, so Heirich.