Ralf Poller saß in vielen Fußballstadien mit seiner Kamera am Spielfeldrand. Foto: privat

Der Oberstenfelder, der sich als Sportfotograf einen Namen gemacht hat, starb im Alter von 59 Jahren. Die Anteilnahme in den sozialen Netzwerken ist riesig.

Am wohlsten fühlte er sich auf Sportplätzen und in Sporthallen – und das weit über Marbach und das Bottwartal hinaus. Sportfotografie war seine Leidenschaft. Eine Leidenschaft, die Ralf Poller jetzt nicht mehr ausleben kann. Der Oberstenfelder ist vergangenen Donnerstag mitten aus dem Leben gerissen worden.

 

Große Anteilnahme in den sozialen Netzwerken

Am Steuer seines Autos erlitt der 59-Jährige einen Herzinfarkt. Im Krankenhaus in Ludwigsburg wurde er in ein künstliches Koma versetzt. Poller war zeitlebens ein Kämpfer – und Familie, Freunde und Kollegen hofften bis zuletzt, dass sein Körper den Weg zurück ins Leben finden würde. Die Hoffnung erfüllte sich nicht. Am Dienstagmittag wurden die Geräte abgeschaltet.

Ralf Poller hinterlässt eine große Lücke im Leben vieler Menschen. Das zeigt unter anderem die Anteilnahme in den sozialen Netzwerken. Auch die Sportvereine im Raum Marbach und Bottwartal verlieren einen treuen Begleiter. Kommenden Sonntag werden die Spieler des FC Marbach Trauerflor tragen und eine Gedenkminute abhalten. Jochen Berger, Vorstandsmitglied des Vereins, wird an den Verstorbenen erinnern – ausdrücklich im Namen aller Vereine des Bezirks. Auch auf anderen Sportplätzen wird wohl an den Fotografen gedacht werden, der unter dem Label „avanti“ mit so viel Leidenschaft Momente auf und neben Sportplätzen festgehalten hat. In der Region und auf der ganzen Welt.

Der 59-Jährige liebte Fußball – und die Atmosphäre in den Stadien. Foto: privat

Ralf Poller musste man mögen. Den Menschen zugewandt, die Augen knitz, immer ein Lächeln für sein Gegenüber, humorvoll, gesellig – so wird er den Menschen in Erinnerung bleiben, die ihn kannten. Poller war kein lauter Zeitgenosse. Er war bescheiden, empathisch, er blieb ruhig und freundlich – egal wie stressig und angespannt die Situation und sein Zeitplan waren. Der 59-Jährige spürte sich in Situationen und in Menschen hinein, bevor er auf den Auslöser drückte. Er lebte und liebte was er tat. Jahrzehntelang – sogar schon als Jugendlicher – hielt der Oberstenfelder für unsere Zeitung besondere Momente mit seiner Kamera fest und berührte damit viele.

Poller auf der Hoffenheimer Bank – Sohn Tiago steht beim Bundesligisten unter Vertrag. Foto: privat

Ralf Poller bedeuteten seine Söhne alles

Poller war ein Familienmensch. Seine beiden Söhne bedeuteten ihm alles. 2002 hatten er und seine Frau Antje den damals einjährigen Juan aus Kolumbien adoptiert. 2010 machte der damals dreijährige Tiago das Familienglück perfekt – erneut über eine Auslandsadoption. Die Frage bezüglich leiblicher Kinder habe sich für sie nie gestellt, erzählte Ralf Poller. Viele Menschen hätten ein Grundbedürfnis nach eigenen Kindern, doch für ihn und seine Frau sei von Anfang an klar gewesen, dass sie adoptieren wollen.

Sohn Tiago in seiner Fußballkarriere immer unterstützt

Ralf Poller war stolz auf seine Jungs. Auf Juan, der in einem mittelständischen Betrieb in Mühlacker Teamleiter ist, und auf Tiago. Der heute 18-Jährige gilt als eines der großen Fußballtalente in Deutschland. Der Vater unterstützte den Sohn, der inzwischen Profi beim Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim ist, zeitlebens. Verbrachte viel Zeit auf der Straße, um trotz des Jobs auch an der Seite des Sohnes sein zu können. Kaum ein Spiel, das er verpasste – auch wenn das Fußballherz des Vaters eigentlich für den VfB schlug.

Die Familie sei seine große Motivation, sagte Tiago Poller vor zwei Jahren in einem Interview mit einem Kollegen. Er wolle ihr etwas zurückgeben. Ralf Poller wird seiner Familie jetzt von oben zuschauen – mit einem Lächeln im Gesicht. Ralf, mach’s gut, dort wo du jetzt bist. Du wirst immer ein Teil von uns bleiben.