Unverpackte Waren zum Abfüllen kennen die Jugendlichen auch aus Frankreich Foto:  

Die Deutschen haben viele unterschiedliche Abfalleimer, in Frankreich gibt es an Schulen Ökobeauftragte. Bei einem Projekt in Waiblingen lernen Jugendliche beider Länder mehr übereinander.

Wirklich beeindruckend, wie viele unterschiedliche Mülltonnen die Deutschen haben. Sie stehen nicht nur am Straßenrand, sondern auch auf dem Gelände des Waiblinger Staufergymnasiums. An französischen Schulen wie dem Lycée Victor Hugo in Besançon landet hingegen aller Abfall im gleichen Eimer. Andererseits hat dort jede Klasse einen „Ökoabgeordneten“, der Ideen für ein nachhaltigeres, umweltfreundlicheres Schulleben in Umlauf bringt.

Das sind nur zwei Erkenntnisse von vielen, die 24 Schülerinnen und Schüler aus Deutschland und Frankreich in den vergangenen Tagen hatten. Seit Sonntag sind die Franzosen in Waiblingen zu Gast, im März machen die Deutschen einen Gegenbesuch in Frankreich. „Für viele Franzosen ist das die allererste Auslandsreise“, sagt die Französischlehrerin Katrin Engel.

Welche Ideen könnte man vom anderen Land übernehmen?

Das Ziel des Austauschs ist nicht allein, die Sprachkenntnisse zu verbessern, sondern auch grenzüberschreitend von und übereinander zu lernen. „Das soll kein Wettbewerb sein, wer es besser macht. Wir wollen aber über den Tellerrand schauen und sehen, was man übernehmen könnte“, sagt die Französischlehrerin Irene Brechtelsbauer, die mit Katrin Engel auf deutscher Seite für die Organisation zuständig ist. Schon seit Jahren kooperieren das Staufergymnasium und das Lycée Victor Hugo in Besançon. Jedes Jahr nehmen sich die Neunt- und Zehntklässler ein Thema gemeinsam vor. In der Vergangenheit haben Jugendliche sich beispielsweise auf die Suche nach Spuren des Ersten Weltkriegs gemacht oder in zweisprachigen Tandems die Heimatstädte erforscht.

In diesem Jahr dreht sich alles um das Thema Nachhaltigkeit. Vom Projekt „Öko? Logisch! Grenzenlos. Deutsch-französische Perspektiven“ ließ sich auch das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) überzeugen, welches das innovative Projekt fördert. In mehreren Workshops haben sich die 24 Jugendlichen Gedanken zu den Themen Kleidung, Essen, Plastik und Müll gemacht und überlegt, welche Probleme und welche Lösungen es dafür gibt. Vesperbrote in der Aludose statt in der Plastikfolie, ein Veggie-Day in der Schulkantine oder Schnellhefter aus Papier statt Plastik – nur einige Beispiele dafür, was jeder Einzelne ohne großen Aufwand beitragen kann.

Secondhand-Kleider und unverpackte Waren sind ein Ansatz

Bei einer Recherche vor Ort besuchen die Schüler Läden, die sich Nachhaltigkeit und Müllvermeidung auf die Fahnen geschrieben haben. Zum Beispiel das Secondhand-Kinderkleidergeschäft Pfiffikus des Kinderschutzbunds und den Unverpackt-Laden B:ohne. In Frankreich sind neuere Supermärkte verpflichtet, einen Teil ihrer Produkte unverpackt anzubieten, berichten die Franzosen. Chloé zählt einige davon auf: „Reis, Müsli, Kaffee oder Zucker.“ Daneben gebe es leere Gläser zum Abfüllen der Ware.

Djalil ist aufgefallen, dass im Kühlschrank seiner Gastfamilie viele Bioprodukte stehen. Ihn interessiert, wieso die Waren im Unverpackt-Laden teurer sind. Das liege an den hochwertigen Produkten, erklärt Uta Grasmannsdorf – und manches sei billiger als anderswo, zum Beispiel Spülmittel.

Beim Gegenbesuch in Frankreich besichtigen die Jugendlichen einen Biobauernhof und besuchen eine Podiumsdebatte zum Thema Nachhaltigkeit. Was sich nach dem Austausch ändert, wird sich zeigen. Romy fände die Etablierung von Ökoabgeordneten am Staufergymnasium eine gute Sache, denn: „Viele wissen nicht, was man ändern kann, Ökoabgeordnete könnten da helfen.“