Mitglieder des ehrenamtlichen Helferteams, das Jahr für Jahr den Waldenbucher Verschenkmarkt organisiert, vor dem Martinuszentrum in Waldenbuch. Dort findet das große Stöbern jedes Jahr statt. Foto: Claudia Barner

Gut Erhaltenes findet beim Verschenkmarkt in Waldenbuch einen neuen Besitzer, und das sehr unkompliziert und effektiv. Die Macher nehmen beim Ehrenamtspreis unserer Zeitung zum Thema Nachhaltigkeit teil.

Waldenbuch - Ab und zu muss man einfach ausmisten. Die Brettspiele stehen seit Jahren ungenutzt im Schrank. Omas altes Kaffeeservice lagert gut verpackt im Keller, und die schicke Winterjacke ist zu eng geworden. Alles Dinge, die zum Wegwerfen zu schade sind. Doch wohin damit? 30 Ehrenamtliche aus Waldenbuch und den Nachbarkommunen bieten unter dem Dach der katholischen Kirchengemeinde seit 17 Jahren eine nachhaltige Lösung an: Beim Verschenkmarkt im Martinuszentrum helfen sie mit, dass gebrauchte Dinge eine neue Heimat finden. Etwa 90 Prozent der Gegenstände wechseln beim großen Stöbern im Gemeindehaus den Besitzer und können weiter genutzt werden.

Das Prinzip ist einfach und effektiv

Seit acht Jahren laufen die Fäden des Nachhaltigkeitsprojekts bei Birgit Scholtes-Molnar zusammen. „Jeder im Team muss während der Verschenkmarktwoche vollen Einsatz bringen“, erzählt sie. Wenn die Koordinatorin am letzten Tag die Türen wieder abschließt, haben die Helferinnen und Helfer insgesamt rund 480 ehrenamtliche Stunden geleistet. Das Prinzip ist einfach und effektiv. Zwei Tage lang kann gut erhaltene gebrauchte Ware angeliefert werden. „Wir nehmen viel, aber nicht alles“, sagt Birgit Scholtes-Molnar. Große Möbel, Bettenzubehör, Blumenübertöpfe, Computer, Bildschirme, Fernseher oder Ski-Equipment stehen auf der Ausschlussliste. Und natürlich ganz wichtig: kein Kruscht. „Zum Glück halten sich die meisten Menschen daran. Man hat uns aber auch schon verschimmelte Kleidung oder kaputte Elektrogeräte angedient“, erzählt das Team-Mitglied Carmen Specht. Dann müssen die Lieferanten ihre Ware wieder mitnehmen. „Wir sind da konsequent“, bekräftigt Birgit Scholtes-Molnar.

Trotz der strengen Vorgaben sind die Tische im Gemeindehaus nach den Abgabeterminen brechend voll. Spielzeug, Kleidung, Schmuck, Haushaltswaren, Glas- und Porzellan und vieles mehr machen die Räume zu einer Fundgrube. Jedes Stück wurde vom Marktteam begutachtet und thematisch sortiert. Das gleiche gilt für den parallel stattfindenden Büchermarkt mit mehr als 4000 gedruckten Exemplaren.

Entsprechend groß ist der Andrang

Dort gelten Flohmarktpreise. Beim Verschenkmarkt nebenan wird eine Pauschale berechnet. Wer zwölf Euro zahlt, bekommt eine große Tasche in die Hand gedrückt, die er beliebig füllen kann. Wegen der reduzierten Auswahl wird der Eintritt in den Folgetagen reduziert. „Was für den einen keinen Wert mehr hat, ist für den anderen ein Schatz“, beobachtet Carmen Specht. Entsprechend groß ist der Andrang. Bis zu 400 Besucher stöbern sich während der Öffnungszeiten von Samstag bis Dienstag durch die Räume. Genaue Zahlen gibt es nicht, doch die Einnahmen lassen Rückschlüsse zu. „Wir haben mit einem Erlös von 324 Euro angefangen. In diesem Jahr waren es 5780 Euro“ berichtet Birgit Scholtes-Molnar.

Wenn nach der Verkaufsphase das große Aufräumen beginnt, bleibt die Nachhaltigkeit ein Thema. „Wir entsorgen wirklich nur, was unbedingt nötig ist“, erzählt Reinhard Höhn. Bei den restlichen Büchern dürfen sich Schulbüchereien bedienen. Was übrig bleibt, wird in einem Container zur Waldenbucher Eine-Welt-Gruppe transportiert, die sich über das Sammeln von Altpapier finanziert. Kleidung, Bettwäsche, Handtücher und Schulranzen werden in Kartons verpackt und gehen über Hilfsorganisationen nach Osteuropa. Und weil dem Team auch die soziale Komponente wichtig ist, wird der Erlös aus den Eintrittsgeldern Jahr für Jahr an kirchliche und soziale Projekte gespendet.