Mehrwegbecher sind eine umweltfreundliche Alternative. Werden doch deutschlandweit jährlich 2,8 Milliarden Einwegbecher benutzt. Foto: Eileen Breuer

In Zukunft sollen auch Gastronomiebetriebe ohne Spülmaschine auf Einwegbecher verzichten können. Ein neuer Spüldienstleister aus Leinfelden-Echterdingen macht das im Recup-System möglich.

Leinfelden - Vor allem jetzt, da Gastronomiebetriebe Espresso, Milchkaffee und Tee gerade nur noch zum Mitnehmen anbieten dürfen, stehen Einwegbecher wieder hoch im Kurs. Doch es gibt auch andere Behälter, in die die Baristas den Coffee-to-go abfüllen können, zum Beispiel in einen wiederverwendbaren Mehrwegbecher des Recup-Systems. Diesen können die Kunden für einen Euro Pfand nutzen und deutschlandweit in jeder Gastronomie wieder abgeben, die an dem System teilnimmt.

Doch bisher stand dieser Weg nur denjenigen offen, die vor Ort ausreichend Spülmöglichkeiten haben. Ein Pilotprojekt soll nun den Weg freimachen, dass auch Restaurants, Tankstellen und Imbisse, die vor Ort keine Spülmaschine haben, den Mehrwegbecher anbieten können. Ein Dienstleister aus Leinfelden bietet die Lösung.

Nachhaltig und umweltbewusst

„Seit dem Ursprung der Firma sind wir daran interessiert, nachhaltig und umweltbewusst zu handeln“, sagt Jochen Prochiner von der Firma Horn mit Sitz in Leinfelden. Und in Zukunft sollen durch die hauseigenen Spülsysteme nicht mehr nur unter anderem Gläser, Teller und Besteck vom Stuttgarter Weindorf oder dem Cannstatter Wasen laufen, sondern auch die Mehrwegbecher der Firma Recup.

Treibende Kraft dahinter ist unter anderem die Stadt Stuttgart. Diese kooperiert schon länger mit der Firma Recup. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es laut Elias Henrich von der Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt, die Zahl der Einwegbecher zu reduzieren.

Denn bei einem Verbrauch von 34 Einwegbechern pro Kopf im Jahr, wie es das Umweltbundesamt errechnet hat, fällt ziemlich viel Müll an: Deutschlandweit werden so 2,8 Milliarden Einwegbecher jährlich benutzt. Das führe dazu, dass Mülleimer überquellen, sagt Henrich. Oder die Einwegbecher landen erst gar nicht in der Tonne, sondern auf Gehwegen oder Grünstreifen.

Spüllogistik ist großes Thema

Mehrwegbecher sind dahingehend eine umweltfreundliche Alternative. Deshalb fördert die Stadt das Projekt finanziell. „Für den Verbraucher wird es attraktiver, je dichter das Netz ist. Es geht also darum, dieses zu vergrößern. Dazu gehört das Thema Spüllogistik, denn dadurch gewinnen wir Partner“, sagt Henrich. „Es gibt eine große Gruppe von Café-Ausgabestellen, die nicht mitmachen können, weil sie keine Spülmöglichkeit haben.“

Bisher können die Kunden sich den Kaffee bei mehr als 100 Partnern in Stuttgart in den Mehrwegbecher füllen lassen. Unter anderem ist das im Mókuska Caffè möglich. Warum hat sich der Betreiber Stefan Dachale dafür entschieden? „Wir sehen das ganz klar als einen umwelttechnischen Aspekt. Es ist Teil unserer Unternehmensphilosophie, nachhaltig zu handeln.“ Deshalb war er auch sofort als Partner für das Pilotprojekt am Start, obwohl im Café eigentlich die notwendigen Spülkapazitäten zur Verfügung stünden. Aber derzeit wird das Spülsystem erst einmal einem Test unterzogen. Dafür neue Partner anzuwerben, hat sich auch aufgrund der Corona-Pandemie als schwierig herausgestellt, sagt Henrich von der Wirtschaftsförderung.

Wirtschaftlich noch nicht rentabel

Seit etwa einer Woche spülen die Mitarbeiter des Mókuska Caffè die Mehrwegbecher nicht mehr selbst, sondern lassen sie von einem weiteren Dienstleister abholen. Der verfrachtet die Becher mit dem E-Bike in ein Zentrallager. Dort holt die Firma Horn die Becher ab und bringt sie nach Leinfelden. Die Becher laufen dann durch die Spülmaschine. Und die hat nicht nur eine viel größere Kapazität als die Gastronomen vor Ort im Café. Dachale berichtet, dass die Becher so leicht sind, dass sie in der Spülmaschine ohne eine zweite Schiene darüber schnell mal abheben würden. Die Spülsysteme in Leinfelden dagegen können mit dem Plastikbecher gut umgehen. Und abtrocknen muss sie auch niemand mehr, denn das eingebaute Gebläse trocknet die Becher. Damit keine Feuchtigkeitsrückstände zurückbleiben, lässt die Firma Horn die Becher außerdem über die Nacht trocknen.

Wirtschaftlich rentabel ist der Auftrag für die Firma Horn bisher noch nicht unbedingt. Doch je mehr Brezelbuden, Schnellimbisse oder Tankstellen auf den Zug aufspringen und die Ware in Leinfelden spülen lassen, desto interessanter wird der Auftrag für das Unternehmen. Vor allem die Konstanz der Aufträge ist laut Prochiner ein Pluspunkt. Für die Stadt Stuttgart ist die Zusammenarbeit mit der Firma Horn wichtig, sagt Henrich „Uns war es als Stadt wichtig, einen lokalen Spüldienstleister zu gewinnen.“