Die Bibliothek, die Pflanzenwand und moderne Lichtkonzepte sorgen für Behaglichkeit in der DGNB-Geschäftsstelle. Foto: privat/ swencarlin.com

Die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen will von Stuttgart aus Standards setzen. In ihrem Showroom im Caleido in der Tübinger Straße will der Verein mit gutem Beispiel vorangehen. Der ist nach den eigenen Kriterien gestaltet.

S-Süd - Kleine Schilder an den Wänden, am Boden und an den Regalen geben dem Besucher Hinweise darauf, welche Vorzüge das verwendete Material hat, woher es stammt. Hingucker ist eine grüne Pflanzenwand, die für den richtigen Feuchtigkeitsgehalt in der Luft sorgt. Unterstützung dabei liefert die Lehmwand gegenüber, die gleichzeitig die Akustik verbessert. Überhaupt tragen jeder Stuhl, jedes Lämpchen zum Gesamtkonzept bei. Alles besteht aus umweltfreundlichen Materialien. Die Geschäftsstelle der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen im Caleido in der Tübinger Straße 43 soll das perfekte Aushängeschild für die Anliegen des Vereins sein, für nachhaltiges Bauen.

Das Wörtchen nachhaltig wird im deutschen Sprachgebrauch ja recht inflationär gebraucht. Die DGNB definiert Gebäude als nachhaltig, wenn sie gleichzeitig wirtschaftlich, effizient, umweltfreundlich und ressourcensparend sind. Eingebracht haben sich bei den eigenen Büroräumen rund 30 Mitgliedsunternehmen des Vereins mit ihren Ideen und den eigenen Materialien.

Auch das soziokulturelle Umfeld macht viel aus

Auch das soziokulturelle Umfeld spielt eine Rolle. Als Beispiel dafür nennt Pressesprecher Felix Jansen in den eigenen Räumen das viele Grün, die Bibliothek im Eingangsraum und die bodentiefen Fenster, welche den direkten Blick auf die Marienkirche erlauben. „Wir holen uns die Natur ins Büro.“ Dazu gehört auch, dass das Obst in der Büroküche von Bauern aus der Region, die Milch vom Bio-Supermarkt stammt. „Die Produkte sind teurer, aber sie setzen ein Zeichen“, betont Jansen, der insgesamt am Caleido die Mischung aus Büros, Wohnungen, Gastronomie und Geschäften lobt. Der einzige Haken sei das Hamam im Erdgeschoss. „Das kippt die komplette Energiebilanz des Hauses.“

CO2-Ausstoß, Ressourcenverschwendung, Müll – für viele globalen Probleme sei die Baubranche mitverantwortlich, sagt Jansen. Das Nachhaltigkeitskonzept der DGNB soll deshalb eine „große Sache“ sein, international mithalten können, sagt Pressesprecher Jansen.

Die Öffentlichkeit, vor allem die eigene Branche soll dafür sensibilisiert werden, dass eine nachhaltige Bauweise notwendig ist. Ob Essen oder Kleidung, alles soll inzwischen ja öko, bio, regio und sozial sein. Damit der gemeine Verbraucher da nicht den Überblick verliert, gibt es Siegel und Zertifikate. Eine wahre Flut gibt es sogar davon, so auch in der Baubranche. Auch die DGNB will mit ihren Zertifikaten, Anreize schaffen, um auf gewisse Standards beim Bau zu achten. Der Verein bewertet Bauten nach über 60 verschiedenen Kriterien, die neben den Themenfelder Ökologie, Ökonomie und Sozialkultur seit diesem Jahr auch Mobilität und Design berücksichtigen. Insgesamt gilt das Siegel daher als recht differenziert und umfassend. Die Auditoren, welche ein Bauwerk überprüfen, werden in der DGNB-eigenen Akademie ausgebildet.

Auch die Stadt Stuttgart ist Mitglied in dem Verein

Im Jahr 2007 wurde der Verein von 16 Initiatoren aus der Bau- und Immobilienbranche mit dem Ziel gegründet, nachhaltiges Bauen zu fördern. Inzwischen hat der gemeinnützige Verein 1200 Mitglieder aus den unterschiedlichsten Sparten der Branche. Die Stadt Stuttgart ist eines davon. Sie hat auch an den Kriterien mitgearbeitet. „Wir orientieren uns grundsätzlich bei allen Neubauten und Sanierungen an diesen Standards“, sagt der Leiter des Hochbauamtes, Ulrich Klenk. Nicht immer gehe es letztlich darum, ob es ein Zertifikat dafür gibt. „Die Qualitätskriterien sind aber zweifelsohne gut und richtig“, ergänzt er.

Gleichwohl ist das Zertifikat laut dem Naturschutzbund Deutschland eher etwas für „finanzkräftige Investoren“ – und damit nichts für den kleinen Häuslebauer. Die eine oder andere Anregung kann der sich aber natürlich trotzdem in der Tübinger Straße holen. Der Showroom ist sicherlich zudem auch ein gutes Beispiel für eine moderne und gesundheitsbewusste Bürokultur. Wer Werte glaubhaft vermitteln will, muss dies schließlich auch selbst leben. Und die eigene Mitarbeiter sind ganz begeistert: „Ich habe wirklich noch nie so ein tolles Büro gehabt“, sagt Jansen.