Manfred Kaul(62) beschäftigt in den Bonus-Märkten Langzeitarbeitslose Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Manfred Kaul, der Geschäftsführer der Bonus-Supermärkte, hält Tante-Emma-Läden nur dann für zukunftsfähig, wenn die gesamte Inhaber-Familie einsteigt.

- Herr Kaul, haben Tante-Emma-Läden überhaupt noch eine Zukunft?
Sie stehen und fallen mit den Kosten. Muss der Inhaber Miete und Angestellte bezahlen, wirft der Laden zu wenig ab. Arbeitet die Familie mit und die Ladenmiete entfällt, dann stehen die Chancen gut. Oft sind es Griechen, Türken, Italiener, die das machen. Schauen Sie sich aber deren Arbeitszeiten an: Die stehen an sechs Tagen in der Woche etwa 70 Stunden im Laden. Dazu kommt dann noch die Büroarbeit. Entsprechend minimal ist der Stundenlohn.
Und wie sieht es bei Ihren Bonus-Märkten aus?
Die sind breiter aufgestellt: Sie sind Nahversorger, bieten alle Lebensmittel für den täglichen Bedarf, und unser Stammpersonal qualifiziert in den Märkten Langzeitarbeitslose, um ihnen Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt zu eröffnen. Dafür gibt es Geld vom Jobcenter. Das mildert den Kostendruck. Trotzdem mussten wir in Birkach, Sonnenberg, Steinhaldenfeld, Bad Cannstatt und Mönchfeld je ein Geschäft schließen, weil sie sich nicht gerechnet haben.
Also schlechte Aussichten für den traditionellen Tante-Emma-Laden?
Wenn die kleinen Geschäfte überhaupt eine Chance haben wollen, dann müssen sie auf Frisches für den täglichen Bedarf setzen: also auf Obst, Gemüse, Molkereiprodukte, Wurst und Fleisch – eben die Ware, die man nicht für den ganzen Monat im Voraus beim Discounter kauft. Zieht die Familie mit und sind die Unkosten überschaubar, hat der Tante-Emma-Laden eine Chance. Ansonsten laufen die Kosten aus dem Ruder. Bei einer Geschäftsaufgabe ist es aber immer schwierig, einen Nachfolger zu finden. Denn die Großhändler erwarten Umsatz und beliefern die kleinen Läden nicht täglich, oder aber es fallen für die Ware Kleinmengenzuschläge an. Das können die wenigsten mitmachen.