Kreuzfahrten – hier die Costa Smeralda im Hafen von Palma de Mallorca – liegen wieder im Trend. Foto: imago//Augst

Nach der Coronaflaute brummt das Kreuzfahrtgeschäft. Auf hoher See und auf Flüssen haben sich die Passagierzahlen mehr als verdreifacht. Doch frühere Rekordergebnisse sind noch nicht erreicht.

Die wegen Corona zeitweise schwer angeschlagene Kreuzfahrtbranche steuert wieder auf Erfolgskurs. Rund 3,2 Millionen Deutsche haben voriges Jahr eine Schiffsreise auf hoher See oder Flüssen gebucht. Damit haben sich die Passagierzahlen mehr als verdreifacht. Frühere Rekordergebnisse sind allerdings noch nicht erreicht.

„Die Deutschen wollen wieder aufs Wasser – sowohl aufs Meer als auch auf die Flüsse“, sagt der Präsident des Deutschen Reiseverbands, Norbert Fiebig. Zur Reisemesse ITB in Berlin hat sein Verband nun erste Zahlen veröffentlicht. Demnach gaben die Bundesbürger 4,1 Milliarden Euro für Kreuzfahrten aus, im Pandemiejahr 2021 waren es nur noch gut 1,1 Milliarden Euro gewesen. Damals hatten Erkrankungsfälle an Bord von Schiffen und strenge Quarantänevorschriften viele Reiselustige abgeschreckt.

Starke Einbußen, eindrucksvoller Erholungskurs

Auch der Ausblick fällt positiv aus. Der Branchenverband Clia erwartet dieses Jahr neue Rekordzahlen und damit die Rückkehr auf den Erfolgskurs. „Von uns befragte Reisebüros sehen die Kreuzfahrt als einen großen Trend in diesem Jahr“, betont Fiebig. Es gebe „nach starken Corona-Einbußen einen eindrucksvollen Erholungskurs“. Nach bisherigen Analysen liege der gebuchte Umsatz für den Sommer schon um 46 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum, allerdings noch ein Viertel unter den Rekorderlösen von 2019.

Damals zählte die Branche fast 3,7 Millionen Gäste und verbuchte knapp sechs Milliarden Euro Umsatz. Der Verband weist allerdings darauf hin, dass die Zahlen des GfK Mobilitätsmonitors für die Zeit vor 2020 nur eingeschränkt vergleichbar seien, da die Erhebungsmethoden geändert wurden. Kreuzfahrten boomten bis zur Pandemie weltweit, Deutschland ist mit den USA und China einer der wichtigsten Quellmärkte.

Wichtigster Wachstumsmotor im Tourismus

1995 gingen gerade mal 309 000 Bundesbürger an Bord, fünf Jahre später waren es schon beinahe doppelt so viele. 2010 zählte man schon 1,7 Millionen Gäste. Die Pandemie führte dann schlagartig zu stark schrumpfenden Geschäften. 2020 waren nur noch 1,4 Millionen Passagiere unterwegs, ein Rückgang um fast zwei Drittel. 2021 kamen nur noch gut 900 000 Gäste, viele Schiffe mussten dauerhaft andocken, die Mannschaften wurden nach Hause geschickt, und die Anbieter schrieben tiefrote Zahlen.

Nun sollen Kreuzfahrten wieder zum wichtigsten Wachstumsmotor im Tourismus werden. Allein auf hoher See genossen voriges Jahr rund 2,5 Millionen Bundesbürger frische Meeresluft, das waren noch gut 400 000 weniger als 2019. Damals gab ein Gast im Schnitt allerdings 1740 Euro für die Reise aus und blieb elf Nächte auf dem Dampfer. 2022 lagen die Ausgaben mit 1355 Euro noch deutlich darunter und auch die Reisedauer war um eine Nacht kürzer.

Corona bremste viele Anbieter aus

Eine Flusskreuzfahrt haben sich voriges Jahr knapp 645 000 Deutsche geleistet und dafür insgesamt 685 Millionen Euro ausgegeben. Zum Vergleich: 2021 kamen nur noch 209 000 Gäste und auch der Umsatz von nur noch 241 Millionen Euro war auf einem Tiefpunkt. Im Schnitt bleiben die Urlauber fast unverändert gut eine Woche und geben für die Reise mit 1063 Euro deutlich weniger aus als auf hoher See.

Die Pandemie hat die Branche in einer Phase großer Kapazitätserweiterungen getroffen. Allein 2019 sollten nach damaligen Verbandsangaben weitere 26 Hochseeschiffe mit 43 000 Betten das Angebot erweitern. Die Gefahr von Überkapazitäten sah man nicht. Corona hat dann viele Anbieter erst einmal ausgebremst, Neubauten wurden storniert oder auf unbestimmte Zeit verschoben. Noch 2018 stellten die zur Clia gehörenden Reedereien 18 neue Dampfer mit 34 000 Betten in Dienst.

Unter Druck wegen des Klimaschutzes

Die Branche steht zudem unter Druck, ihre Schiffsflotten klimaschonender zu machen und auch beim Schutz der Zielgebiete vor den Touristenfluten mehr zu tun. So kritisierte der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) während Corona in einer Studie zur Nachhaltigkeit der Flotten und Anbieter, dass das Gros der Kreuzfahrtbranche weit davon entfernt sei, die Vorgaben des Pariser Klimaschutzabkommens zu erfüllen, damit die Urlaubsschiffe zumindest von 2050 an emissionsfrei unterwegs sein könnten. Kaum eine Reederei habe dazu konkrete Strategien.

Noch mehr hapere es bei der Umsetzung, so der Nabu damals. Bei der konkreten Minderung von Emissionen, Maßnahmen für mehr Effizienz, für Landstromversorgung in den Häfen, die Vermeidung von Schweröl für den Motorenantrieb oder den Einsatz von Stickstoff-Katalysatoren schnitten die meisten Unternehmern dürftig bis schlecht ab. Bei Rußpartikelfiltern für sauberere Abgase aus den Kaminen bekamen fast alle Reeder ebenfalls keine guten Noten.