Thomas Fuhrmann gehört erst seit vier Jahren dem Gemeinderat an – nun soll der Anwalt und Diplom-Verwaltungswirt der neue Hüter der Stuttgarter Finanzen werden. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Wenn Stuttgarts Finanzbürgermeister Michael Föll demnächst geht, soll der CDU-Stadtrat Fuhrmann der Nachfolger werden. Doch die Funktion des Ersten Bürgermeisters ist dem amtierenden Kulturbürgermeister Fabian Mayer zugedacht. So plant die CDU. Es gibt aber noch Fragezeichen.

Stuttgart - Die CDU hat am Dienstag ihren Plan für die Wiederbesetzung der vakant werdenden Bürgermeisterstelle im Stuttgarter Rathaus öffentlich gemacht. Der Rechtsanwalt und Stadtrat Thomas Fuhrmann (47) soll Michael Föll (CDU) als Bürgermeister für Wirtschaft, Finanzen und Beteiligungen ersetzen, wenn Föll Ende Februar als Amtschef ins Kultusministerium wechselt. Die Funktion des Ersten Bürgermeisters, also des ersten OB-Stellvertreters, soll von Föll aber auf Fabian Mayer übergehen, den amtierenden CDU-Bürgermeister für Allgemeine Verwaltung, Kultur und Recht. Diese Informationen unserer Zeitung bestätigte die CDU am Nachmittag, nachdem Alexander Kotz und Stefan Kaufmann, der Chef der Ratsfraktion sowie der Kreisvorsitzende, zunächst für Mittwochnachmittag eine Pressekonferenz geplant hatten.

Die CDU-Oberen betonten, die Christdemokraten seien auf der Bürgermeisterbank mit starken Persönlichkeiten vertreten, die eine erstklassige Arbeit leisten. Aus diesem Kreise habe man Mayer für die Funktion des Ersten Bürgermeisters ausgewählt. Der Jurist war von 2009 bis 2016 jüngster Stadtrat der CDU, dann wurde er Bürgermeister, als Susanne Eisenmann (CDU) zur Kultusministerin avancierte. „Seine Bürgermeistererfahrung und sein Ansehen im Gemeinderat, in der Verwaltung, aber auch in der Stadtgesellschaft sprechen für sich“, erklärte Kaufmann. Die Aufwertung von Mayers Position verstehe man auch als Signal, dass man die Verwaltung noch bürgernäher und erfolgreicher, die Aufgaben der Personalgewinnung und der Digitalisierung der Stadtverwaltung „stärker akzentuieren“ wolle.

Am 19. Dezember will die CDU Fuhrmann küren

Fraktions- und Parteiführung betonten außerdem, Fuhrmann sei gelernter Diplom-Verwaltungswirt und bringe die notwendigen fachlichen Voraussetzungen für das ihm zugedachte Referat mit. „Für die Kreispartei, aber auch für die gesamte Stadt ist diese Personalie ein absoluter Gewinn“, formulierten Kaufmann und Kotz. Fuhrmann kenne durch seine Arbeit in Ratsausschüssen die Herausforderungen für die Stadt genau, nicht zuletzt auch durch den Vorsitz im Akteneinsichtsausschuss, der die bei der Staatsanwaltschaft anhängige Geschichte der International Unit des Klinikums nachvollzieht. Dieses gehört zum Geschäftsbereich des Finanzbürgermeisters.

Die für diese Stelle vorschlagsberechtigte CDU kündigte an, sie wolle Fuhrmann durch ihre Stadträte und den Kreisvorstand am 19. Dezember zum Kandidaten küren. Seine Wahl durch den Gemeinderat solle im ersten Quartal 2019 stattfinden. Aber wird tatsächlich alles programmgemäß ablaufen?

Tatsache ist, dass OB Fritz Kuhn (Grüne) angekündigt hatte, er wolle sich noch einmal die Zuschnitte der sieben mit Bürgermeistern besetzten Geschäftskreise ansehen. Für die Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke-plus forderten Hannes Rockenbauch und Thomas Adler schon, künftig müsse es eine Bürgermeisterstelle für Boden, Wohnen und Mieterschutz geben.

Zwei Fraktionen pochen auf mehr Bedeutung für Wohnungsthemen

SPD-Fraktionschef Martin Körner bekräftigte am Dienstag gegenüber unserer Zeitung, das Thema Wohnen müsse auf der Verwaltungsebene mehr Aufmerksamkeit erhalten. Über diesen Komplex wolle man Gespräche führen, auch mit dem OB. Da gehe es unter anderem um Ressortzuschnitte. Auf Nachfrage sagte Körner, die Funktion des Ersten Bürgermeisters solle „auch Teil der Gesprächsthemen“ sein. Er ist der Meinung, dass zu den Kriterien für die Zuordnung dieser Funktion auch die Länge der absolvierten Amtszeit und die Erfahrung zählen. Er meine aber nicht, dass der Erste Bürgermeister das gleiche Parteibuch wie der OB haben sollte, sagte Körner.

Für die Grünen-Fraktion erklärte Anna Deparnay-Grunenberg, die CDU hätte sich womöglich mehr Zeit lassen sollen für die Besetzung der wichtigen Schlüsselaufgabe bei den Finanzen, anstatt so schnell den Sack zuzumachen und einen Föll-Nachfolger aus dem Hut zu zaubern. Fuhrmann habe sich in Haushaltsfragen bisher nicht hervorgetan. Der Co-Fraktionschef Andreas Winter sagte, die Grünen wollten die Frage des Ersten Bürgermeisters abkoppeln von der Besetzung der frei werdenden Bürgermeisterstelle. Hier gebe es keinen Automatismus für die CDU. Die Grünen wollten sich auch einen anderen Zuschnitt der Ressorts offen halten, möglicherweise die Themenkomplexe Grüne Infrastruktur und Wohnen neu gewichten.

Bisher plante die Verwaltung die obligatorische öffentliche Ausschreibung der frei werdenden Bürgermeisterstelle zum 13. Dezember. Dann sollte auch der Stellenzuschnitt bekannt sein.