Nach den schweren Erdbeben vor Sumatra normalisiert sich langsam die Lage wieder.

Jakarta/Bangkok - Die glimpflich abgelaufenen schweren Erdbeben vor Indonesien waren für die Behörden rund um den Indischen Ozean ein willkommener Test ihrer Warnanlagen. Das Fazit am Donnerstag: Es hat alles funktioniert. Die Insel Sumatra wurde von zahlreichen teils deutlich spürbaren Nachbeben erschüttert, doch blieb die Infrastruktur auch am Donnerstag intakt. Nur ein Gefängnis in Banda Aceh stürzte ein und eine Brücke.

Nach indonesischen Angaben kamen in der ersten Panik sechs Menschen wahrscheinlich durch Herzattacken ums Leben. Die Erdstöße der Stärken 8,6 und 8,2 hatten entgegen ersten Befürchtungen vor der Küste Sumatras keinen Tsunami ausgelöst.

An Thailands Touristenstränden suchten die Badeurlauber schon bei den ersten Erschütterungen das Weite. Zu frisch sind die Erinnerungen an den verheerenden Tsunami 2004, als in Thailand mehr als 5000 Menschen umkamen, die Hälfte von ihnen ausländische Touristen. „Am Paton-Strand brach die Panik aus“, berichtete der Australier Bill O'Leary (25) der dpa per Telefon von der Ferieninsel Phuket. Er hatte den Tsunami 2004 in der Nähe an Bord einer Jacht überlebt. „Die Leute rannten aus ihren Läden mit Pässen und Laptops und alle waren innerhalb von 15 Minuten auf dem Hügel in Sicherheit.“

Tsunami-Warnsystem hat "perfekt" funktioniert

Der Brite Damian Barrett, der den Tsunami von 2004 an einen Baum geklammert nur knapp überlebte, spürte den Erdstoß am Mittwoch in seinem Laden an der Ostküste Phukets. Er alarmierte sofort seine Frau und seine Kinder an der Westküste und warnte sie, sich vom Strand fernzuhalten. Für ihn waren die Erinnerungen an den Horror von einst plötzlich wieder frisch: „Ich bin damals am Strand von den Wellen mitgerissen worden“, berichtete er am Telefon. An den Stränden waren am Mittwoch innerhalb von Minuten die Tsunami-Sirenen losgegangen. Große Schilder weisen überall den Weg auf die nächste Anhöhe.

In Khao Lak weiter nördlich machte Liz Roskell Urlaub, wie sie auf der Webseite der BBC schrieb. „Wir wurden plötzlich aufgefordert, den Pool zu verlassen, über Lautsprecher gab es Tsunamiwarnungen in Thailändisch, Englisch und Deutsch. Wir rannten Richtung Berge. Autos, die vorbeifuhren, haben die Fußgänger mitgenommen. Das Hotel war bestens vorbereitet.“ Vor acht Jahren war weder Behörden noch Hotelmanagern oder Urlaubern ein Tsunami ein Begriff. Viele Menschen standen neugierig am Strand und beobachteten das zurückgehende Wasser statt fortzurennen. „Diesmal war fast kein Alarm nötig. Die Menschen wissen jetzt, dass ein Erdbeben einen Tsunami auslösen kann“, sagte O'Leary. „Unser Warnsystem hat perfekt funktioniert“, sagte Song Ekmahachai, Sprecher des thailändischen Katastrophenschutzes.

Vor der Küste gibt es drei Bojen, die Wasserstände messen. Entlang der Küste stehen 328 Warnanlagen. Mit einem ähnlichen System wären 2004 tausende Menschenleben gerettet worden.