Aktion gegen den Stau: Das billige Busticket soll Autofahrer zum Umsteigen animieren. Foto: dpa

Zwar ist aus dem zunächst geplanten Ein-Euro- ein Drei-Euro-Ticket geworden. Aber auch das ist erfolgreich. In den Ludwigsburger Bussen wurden seit August 43 000 zusätzliche Fahrgäste gezählt.

Ludwigsburg - Von wegen, der öffentliche Nahverkehr ist nicht attraktiv. Wenn der Preis stimmt, steigen offenbar auch Autofahrer auf den Bus um. Das zumindest zeigt das Modellprojekt billiges Busticket für Ludwigsburg. Allein in den ersten beiden Monaten seit seiner Einführung im August konnten die Ludwigsburger Verkehrslinien (LVL) einen Zuwachs beim Fahrkartenverkauf um sieben Prozent vermelden. Und mittlerweile wollen schon 15 weitere Städte in der Region auf diesen Bus aufspringen und auf ihrer Markung ebenfalls Billigtickets anbieten.

Stadt subventioniert das Ticket

„Die Steigerung ist vor allem auf das Stadtticket zurückzuführen, das rund 43 000 Mal verkauft wurde“, erklärt eine Sprecherin des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS). „Wir rechnen mit weiter steigendem Absatz.“ Vor Beginn der Aktion sind VVS und LVL von einer Steigerung des Ticketverkaufs um 15 Prozent ausgegangen. Noch habe sich nicht überall herumgesprochen, dass man für drei Euro einen Tag lang kreuz und quer durch die Barockstadt fahren könne, so die Sprecherin.

„Das ist schon ein Wort“, sagt auch der Ludwigsburger Baubürgermeister Michael Ilk. „Wir sind mit dieser Entwicklung sehr zufrieden.“ Verlässliche Zahlen aber, wie teuer das die Stadt kommt, könne er noch nicht nennen. „Die Testphase läuft bis Ende nächsten Jahres“, sagt er. Aber man werde sicher schon vorher einmal Kassensturz machen. Das günstige Busticket kann die LVL nur anbieten, weil es von der Stadt subventioniert wird. „Der Gemeinderat hat uns dafür 650 000 Euro bewilligt“, sagt Ilk. Ob dieser Betrag ausreicht, ist noch offen: „Das ist natürlich alles Neuland für uns.“

Der Druck der Straße

Dass es den günstigen Busfahrschein in Ludwigsburg gibt, ist dem Beharrungsvermögen der Ratsfraktionen von SPD und Grünen zu verdanken. Sie forderten schon seit Jahren ein Ein-Euro-Ticket – das zumindest war die griffigere Formel dafür – und der Preis sollte sich nur auf eine einfache Fahrt beziehen. Was dem Konzept zunächst fehlte: Die Unterstützung durch die Stadtverwaltung und eine fundierte Kalkulation. Denn zu erfolgreich darf das Ticket auch nicht werden, da dann die Kommune zu viel draufzahlen muss.

Schließlich war es 2017 endlich so weit, der Druck durch hohe Feinstaubwerte und endlose Staus in Ludwigsburg war mittlerweile so groß, dass die Stadt gemeinsam mit dem VVS eine Abwägung vornahm. Mit dem Ergebnis: Das Einzeltagesticket wird für drei statt wie bisher für sieben Euro angeboten. Die Gruppenkarte (für bis zu fünf Personen) kostet sechs statt 12,50 Euro. Die Idee für einen günstigen Einzelfahrschein wurde verworfen, weil das nach Ansicht des VVS zu Lasten von Mehrfahrtenkarten gegangen wäre.

Tarifdschungel soll verhindert werden

Mit Blick auf das Interesse an Billigtickets in den Nachbarkommunen – die Esslinger wollen am 1. April 2019 damit starten – hat der VVS klargemacht, dass die Angebote nach dem Ludwigsburger Muster ausgestaltet werden sollen. Der VVS möchte ein Tarifwirrwarr vermeiden: „Die Optionen sollen überschaubar bleiben.“