Die Vorschriften für private Krankentransporte sind streng. Bei der Remsecker Firma Ambulanzengel konnten die Behörden keine Verstöße dagegen erkennen. Foto: privat

Wegen massiver Vorwürfe von Ex-Mitarbeitern gegen die Remsecker Firma Ambulanzengel haben die Behörden die ganze Branche überprüft. Ihr Ergebnis: es gibt keine „gravierenden Verstöße“.Trotzdem ist nicht alles gut.

Remseck - Rund vier Monate hat das Waiblinger Landratsamt für seine Überprüfung des privaten Rettungsdienstes Ambulanzengel in Remseck gebraucht, nun gibt es ein Ergebnis: Laut dem Pressesprecher Steffen Kienzle hat die Behörde „keine schwerwiegenden Mängel oder Verstöße festgestellt.“ Man habe „intensiv und behördenübergreifend geprüft“ und sehe derzeit keinen Grund, ein Ordnungs- oder Bußgeld zu erlassen.

Aktiv geworden war das Landratsamt, weil mehrere ehemalige Mitarbeiter des Rettungsdienstes schwere Vorwürfe gegen ihren Ex-Arbeitgeber erhoben hatten. Sie sprachen von unqualifiziertem Personal auf den Krankenwagen, Mängeln bei der Hygiene und ausbleibendem Lohn.

Firma muss kein Bußgeld bezahlen

Obwohl die Firma ihren Sitz in Remseck hat, war der Rems-Murr-Kreis gefragt, denn anders als im Kreis Ludwigsburg haben die Ambulanzengel dort eine Zulassung für Krankentransporte. Dabei geht es um Fahrten zu Arztterminen, Verlegungen von Patienten zwischen Kliniken, aber auch um intensivmedizinische Transporte und Rückholaktionen aus dem Ausland.

Laut der Prüfer sei weder die Qualifikation des Personals, noch die Ausstattung der Fahrzeuge oder die Zuverlässigkeit des privaten Rettungsdienstes zu beanstanden gewesen. Zu einem ähnlichen Ergebnis war vor wenigen Monaten die Stadt Stuttgart gekommen, dort dürfen die Ambulanzengel ebenfalls Kranke transportieren.

Minderjährige in der Nachtschicht eingeteilt

Im Ludwigsburger Landratsamt hält man sich mit einer endgültigen Beurteilung noch zurück. Dort prüft vor allem die Gewerbeaufsicht, ging es bei den Vorwürfen der Mitarbeiter doch auch um angebliche Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz. Man befinde sich mit der Kontrolle in der Endphase und habe noch weitere Unterlagen angefordert, „um die Gesamtlage beurteilen zu können“, teilt das Landratsamt lediglich mit. Das Kreishaus gibt ohnehin nur wenige Details zu dem Fall preis, der Sprecher Markus Klohr verweist auf die „engen Grenzen des Datenschutzes“ und auf die Gewerbefreiheit.

Da unserer Zeitung allerdings viele der Dokumente vorliegen, die derzeit das Landratsamt prüft, ist klar, dass die Kontrolleure zumindest kleinere Verstöße entdeckt haben müssen. So war laut internen Dienstplänen eine 17-Jährige im vergangenen Jahr über mehrere Nächte zwischen 22 und 6 Uhr eingeteilt. Grundsätzlich dürfen Jugendliche aber nur zwischen 6 und 20 Uhr beschäftigt werden, Verstöße werden mit einem Bußgeld geahndet – es sei denn, es handelt sich um eine vorher genehmigte Ausnahme. Offekundig ist man im Landratsamt gerade dabei, genau das zu prüfen. Auch mehrere Überschreitungen der zulässigen Arbeitszeit bei anderen Angestellten sind laut der internen Dokumente auffällig und dürften von den Beamten derzeit hinterfragt werden.

Behörden haben die ganze Branche überprüft

Simonetta Ciriolo, die die Geschäfte der Ambulanzengel leitet, gesteht ein, dass es „hin- und wieder vorkommt, das die Arbeitszeit überschritten wird“. Das könne zum Beispiel an langen Fahrtwegen der Krankenwagen liegen. Künftig will die Chefin besser auf die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben achten. Grundsätzlich ist Ciriolo froh über das Ergebnis der Prüfer – selbst bei einer unangekündigten Hygienekontrolle auf der Wache seien keine Mängel festgestellt worden.

Es sei schwer gewesen, sich gegen die Vorwürfe der zu verteidigen. „Die Prüfung war die einzige Möglichkeit zu beweisen, dass wir nichts zu verbergen haben.“ Laut Ciriolo waren die Vorwürfe ein harter Schlag für ihre Firma. „Aber wir stehen wieder auf.“

Die Vorgänge rund um den Remsecker Rettungsdienst hat man im Waiblinger Landratsamt zum Anlass genommen, die gesamte Branche näher zu untersuchen. Auch bei den übrigen Krankentransportfirmen im Rems-Murr-Kreis fanden die Kontrolleure aber keine Missstände. Man werden die Zustände gleichwohl im Blick behalten, „im Interesse der Bürger.“