Walter Kelsch vor einigen Jahren als Präsidiumsmitglied der Stuttgarter Kickers. Foto: baumann

Der frühere Fußball-Nationalspieler Walter Kelsch ist wegen Beihilfe zum Drogenhandel zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt worden. Doch das könnte noch nicht das Ende sein: Ein weiteres Ermittlungsverfahren läuft bereits.

Stuttgart/Landau - Über Walter Kelsch ist einiges hereingebrochen in den vergangenen Monaten. Erst verurteilt ihn im Sommer das Landgericht Stuttgart wegen Anlagebetruges zu einer Bewährungsstrafe. Er soll von Geschäftspartnern und Freunden Summen in siebenstelliger Höhe eingesammelt, aber nicht wie versprochen verzinst, sondern für sich behalten haben. Und jetzt wird ihm dieses Urteil in Kombination mit anderen Straftaten zum Verhängnis: Das Landgericht im pfälzischen Landau hat ihn am Donnerstag der Beihilfe zum Drogenhandel für schuldig befunden. Weil das Stuttgarter Urteil einbezogen wird, muss der 62-Jährige für drei Jahre hinter Gitter. Die Staatsanwaltschaft hatte gar viereinhalb Jahre Haft gefordert, die Verteidigung auf Freispruch plädiert.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der frühere Fußball-Nationalspieler vom VfB Stuttgart seinen Sohn mehrfach zu Drogengeschäften in die Niederlande gefahren hat. Kelschs Sohn ist bereits vor Monaten zu einer Haftstrafe von fast 15 Jahren verurteilt worden. Er soll Drahtzieher des zeitweise größten Internet-Drogenshops in Deutschland gewesen sein. Unter dem Namen Chemical Love soll die Gruppe aus mehreren Tätern zentnerweise Drogen verkauft und mit der Post verschickt haben – Kokain, Haschisch, LSD, Ecstasy-Pillen und so ziemlich alles weitere, was der Markt hergibt. Ein Millionengeschäft. Kelsch hatte die Vorwürfe bis zuletzt bestritten und erklärt, von den Drogengeschäften nichts gewusst zu haben.

Allerdings war schon bei dem Stuttgarter Verfahren einiges auf den Tisch gekommen, was kein gutes Bild auf den Ex-Fußballer wirft. So soll Kelsch das Geld, das er von seinen Freunden und Geschäftspartnern zur Anlage bekommen hatte, für einen äußerst großzügigen Lebenswandel verwendet haben. Laut den Finanzermittlern hatte Kelsch einen monatlichen Finanzbedarf von 27 000 Euro. Rund 5000 Euro davon fielen allein für Leasingraten für teure Autos an. Dabei musste dem früheren Immobilienunternehmer laut Staatsanwaltschaft schon vor Jahren klar gewesen sein, dass er sich mit seinen Geschäften übernommen hatte und das Geld nicht würde zurückzahlen können.

Verfahren wegen Insolvenzverschleppung

Das könnte Kelsch nach Informationen unserer Zeitung erneut einholen. Denn derzeit läuft ein weiteres Ermittlungsverfahren gegen ihn. Die Staatsanwaltschaft im bayerischen Landshut prüft den Vorwurf der Insolvenzverschleppung. „Der Vorwurf geht im Kern dahin, dass der Beschuldigte als verantwortlicher Geschäftsführer eines in Passau ansässigen Unternehmens nicht rechtzeitig einen Insolvenzantrag gestellt haben soll, nachdem bei dem Unternehmen im Jahr 2013 Insolvenzreife eingetreten ist“, sagt ein Sprecher in Landshut. Wie lange die Ermittlungen noch dauern, könne man derzeit nicht sagen.

Nach der Verurteilung in Landau ist derzeit noch unklar, wie es mit Kelsch weitergeht. Man prüfe jetzt, ob man in Revision gehen werde, sagte sein Verteidiger unserer Zeitung. Das muss im Lauf der nächsten Woche entschieden sein.

Verschiedene frühere Geschäftspartner des 62-Jährigen sehen sich von den Verurteilungen zwar bestätigt, aber noch lange nicht am Ziel. Denn das Geld, das sie verloren haben, bleibt vorerst weg. Das könnte auch so bleiben, denn laut Kelschs Aussagen lebe er von einer kleinen Rente und habe sein gesamtes Vermögen verloren. „Daran glaube ich noch nicht“, sagt einer der Geschädigten – und will weitere Schritte prüfen.