Viel ist nicht mehr übrig vom Gebäude, das nach einer Gasexplosion einstürzte. Foto: 7aktuell.de/Kevin Lermer

Die Energieversorger haben ihre Untersuchungen in der Köllestraße abgeschlossen. Demnach hat ein Leitungsdefekt das Unglück ausgelöst. Offenbar handelt es sich um einen Einzelfall.

Am 6. März hat sich eine der verheerendsten Gas-Explosion in Stuttgarts Geschichte ereignet. In der Köllestraße stürzte ein Haus  in  sich  zusammen, eine 85-jährige Bewohnerin verstarb in den Trümmern. Mehr als drei Wochen sind seit dem Unglück mittlerweile vergangenen, doch noch immer sind viele Fragen offen.

Netze BW und Stuttgart Netze haben am Dienstag über den Abschluss ihrer Überprüfung der Gas- und Stromleitungen in der Köllestraße informiert. Fest steht, dass es zwei Stunden vor der Explosion einen Kurzschluss in einer Stromleitung, die vor dem Gebäude verläuft, gegeben hat. Durch die Hitze war eine benachbarte Gasleitung zerstört worden. Derzeit gehen die Netzbetreiber davon aus, dass hier der Auslöser für das Eindringen von Gas in das Wohnhaus zu suchen ist. „Wie es danach zur Explosion kam, lässt sich noch nicht erklären,“ sagt Christoph Müller, Geschäftsführer der Netze BW. Fakt sei, dass das Netz so gebaut werde, dass ein Kurzschluss keine Auswirkungen auf benachbarte Leitungen haben dürfe.

Bei der Untersuchung wurde aber auch festgestellt, dass die Gasleitung wohl näher an der Stromleitung verlegt wurde, als es die Regelwerke vorsehen. Wie es dazu kommen konnte, ist laut der Energieversorger noch ungewiss. In Abstimmung mit den Behörden wurden in der Köllestraße an 14 Kreuzungspunkten Aufgrabungen vorgenommen, um die Gasleitung, die im Jahr 2001 verlegt wurde, zu kontrollieren. „Ausnahmslos alle Prüfungen waren ohne Befund. Wir gehen deshalb davon aus, dass die damalige Baumaßnahme entsprechend den technischen Regelwerken durchgeführt wurde. Und das bestätigt uns, dass die Gasversorgung sicher ist“, so Müller. Er betont, dass die Netzbetreiber sehr an der Aufklärung interessiert seien, um die Kausalkette, die zum Unglück führte, nachvollziehen zu können. „Herauszufinden, was genau die Explosion ausgelöst hat, ist nun Aufgabe der ermittelnden Behörden, mit denen man weiterhin eng zusammenarbeitet“, fügt Arvid Blume, Chef der Stuttgart Netze hinzu.

Nopper bittet Energieversorger ins Rathaus

Über den aktuellen Kenntnisstand hat sich auch Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper informiert. Dazu begrüßte er im Rathaus neben Arvid Blume auch Martin Konermann, den Geschäftsführer Technik von Stuttgart Netze, und Frank Lescher, den Leiter Netzbetrieb. Nopper wollte unter anderem wissen, wie grundsätzliche Standards bei regulären Kontrollen des Gas- und Stromleitungen aussehen und wie der Zustand des Netzes auf Stuttgarter Gemarkung ist. „Die Bilder der schrecklichen Explosion in der Köllestraße und die Eindrücke, die wir in den Gesprächen mit vielen Beteiligten gewonnen haben, beschäftigen uns noch immer sehr stark“, sagte er. „Es ist gut, dass eine so intensive und offene Aufklärung der Ursachen und der daraus zu ziehenden Schlüsse erfolgt.“

Netzbetreiber spricht von „singulärem Fehler“

Laut einer Mitteilung der Stadt hätten die Vertreter der Netzbetreiber „ihr engmaschiges Netz aus Vorschriften, Kontrollen und Zertifizierungen, die auch für die jeweiligen Dienstleister und Fachbetriebe gelten, erläutert“. Weiter hätten sie dem Oberbürgermeister erklärt, dass die Explosion mutmaßlich durch einen singulären Fehler ausgelöst wurde, der beim Verlegen der Gasleitung vor rund 20 Jahren geschehen sein müsse. Ein vergleichbarer Fehler könne aufgrund der Aufgrabungen an anderen Kreuzungspunkten der Köllestraße ausgeschlossen werden. Darüber hinaus seien alle Gasleitungen, die dort verlaufen, nach der Explosion mit Gasspürgeräten auf Dichte kontrolliert worden. Grundsätzlich werde jede in der Erde liegende Gasleitung im Turnus von vier Jahren auf diese Weise überwacht. Der letzte Kontrollgang in der Köllestraße habe im Mai 2022 stattgefunden.