Selbstverteidigungskurse erfreuen sich nach den Übergriffen in der Silvesternacht einer erhöhten Nachfrage. (Symbolbild) Foto: dpa

Wer weiß, dass er sich selbst verteidigen kann tritt auch anders auf: Selbstverteidigungskurse erfreuen sich auch im Raum Stuttgart derzeit einer erhöhten Nachfrage, was wohl an den Übergriffen in der Silvesternacht liegt.

Stuttgart - Anbieter von Selbstverteidigungskursen beobachten nach den sexuellen Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht ein höheres Interesse an ihren Angeboten. Bei den Kampfsportverbänden in Baden-Württemberg zeichnet sich hingegen bislang noch keine stärkere Nachfrage ab. Die Volkshochschule (VHS) Stuttgart überlegt, zusätzliche Kurse zu schaffen.

„Es gibt eine extreme Steigerung“, sagte Sascha Zotter, der in mehreren Fitnessstudios im Stuttgarter Raum Selbstverteidigungskurse anbietet. Für ein Tagesseminar für Frauen im Februar hätten sich in den vergangenen Tagen viel mehr Interessierte angemeldet als sonst. Vermutlich werde er noch einen zweiten Termin anbieten.

Für die Teilnahme an seinen wöchentlichen Kursen würden sich seit Silvester täglich ein bis zwei Frauen melden - normalerweise kämen in einer Woche so viele Anfragen. Ähnliche Beobachtungen schilderten auch andere Anbieter von Selbstverteidigungskursen.

Allerdings kämen nach dem Jahreswechsel immer viele Interessenten, sagte ein Anbieter aus Karlsruhe. „Ich wäre vorsichtig, wegen Köln auf die Zunahme zu schließen.“

In der Silvesternacht waren unzählige Frauen sexuell belästigt worden

In der Silvesternacht waren unzählige Frauen vor allem vor dem Kölner Hauptbahnhof sexuell belästigt worden. Die im Fokus der kriminalpolizeilichen Ermittlungen stehenden Menschen stammen nach Polizeiangaben größtenteils aus nordafrikanischen Ländern. Zudem gab es Dutzende Diebstähle und Körperverletzungen. Mittlerweile bearbeite die dortige Ermittlungsgruppe „Neujahr“ mehr als 550 Anzeigen.

Die VHS Stuttgart überlegt, zusätzliche kurze Selbstverteidigungskursen anzubieten. Damit wolle man „insbesondere den Frauen möglichst in kurzer Zeit ein Gefühl vermitteln, dass und wie sie sich effektiv wehren können“, erklärte die zuständige Fachbereichsleiterin, Susanne Rommel. Außerdem versuche die VHS, zusätzliche Kurse für junge Frauen in den Stadtteilen einzurichten.

Die Judo- und Karatelandesverbände beobachten bislang keine stärkere Nachfrage an Selbstverteidigungsangeboten. Dort verweist man auf die gerade erst beendeten Weihnachtsferien und das geringere Vereinsangebot in dieser Zeit. „Ich könnte mir vorstellen, dass nun mehr Leute kommen“, sagte der Geschäftsführer des Karateverbands Baden-Württemberg, Peter Speidel. Allzu große Auswirkungen wegen der Ereignisse an Silvester erwarte er allerdings nicht.