Der emotionale Auftritt der Eltern und die detaillierte Darstellung der Polizei haben gewirkt: Der TV-Aufruf im Fall Maddie brachte in Großbritannien Hunderte Hinweise. Am Mittwoch folgt ein Aufruf im deutschen Fernsehen. Foto: Scotland Yar

Der emotionale Auftritt der Eltern und die detaillierte Darstellung der Polizei haben gewirkt: Der TV-Aufruf im Fall Maddie brachte in Großbritannien Hunderte Hinweise. Am Mittwoch folgt ein Aufruf im deutschen Fernsehen.

London - Ein TV-Aufruf im Fall der verschwundenen Maddie McCann hat der britischen Polizei Hunderte neue Hinweise gebracht. Mehr als 300 Anrufe und 170 E-Mails waren im Laufe der Nacht bei der Londoner Polizei Scotland Yard eingegangen, nachdem diese am Montagabend in einer BBC-Sendung neue Erkenntnisse sowie Phantombilder von Gesuchten vorgestellt hatte. „Wir sind hocherfreut über die Reaktionen“, sagte Hauptkommissar Andy Redwood am Dienstag. Demnach hatten mehrere Anrufer zum Phantombild eines Mannes denselben Namen genannt. Mit den Hinweisen wurde auch die Hoffnung auf Erfolg der Aktion in Deutschland geweckt.

Am Mittwoch wird der Aufruf in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ gezeigt. Für Dienstag war geplant, die niederländische Bevölkerung im TV-Fahndungsprogramm „Opsporing verzocht“ zur Mithilfe aufzurufen. Zwei der gesuchten Männer könnten Zeugenaussagen zufolge Deutsch oder Niederländisch gesprochen haben. Zudem waren in der Zeit von Maddies Verschwinden aus einer portugiesischen Ferienanlage im Frühjahr 2007 zahlreiche deutsche und niederländische Touristen vor Ort.

In der ZDF-Sendung werden auch die Eltern von Maddie, Gerry und Kate McCann, sprechen. Für das Fernsehen wurden die Geschehnisse in einem Kurzfilm mit Schauspielern nachempfunden. Maddies Mutter berichtet darin unter anderem, wie sie zunächst dachte, Maddie hätte sich in das Elternbett des Urlaubsappartements gelegt, als sie ihre Tochter nicht in deren Zimmer fand. „Dann kam langsam die Panik“, erinnert sie sich. Plötzlich habe sie gesehen, dass ein Fenster offenstand: „Irgendwie wusste ich sofort, dass jemand Madeleine mitgenommen hatte.“ Bis heute mache sie sich schwere Vorwürfe, die Kleine alleingelassen zu haben.

Vieles deute auf eine „geplante Entführung“ hin

Die damals dreijährige Madeleine war am Abend des 3. Mai 2007 aus der Ferienwohnung in Praia da Luz an der portugiesischen Algarve verschwunden, während ihre Eltern mit Freunden in der Nähe beim Abendessen waren. Die Behörden in Portugal hatten ihre Ermittlungen 2008 ergebnislos eingestellt. Scotland Yard überprüfte diese. Nachdem Zeugenaussagen, Mobilfunkdaten und weiteres Material erneut betrachtet worden waren, habe sich der Schwerpunkt nun verschoben, erklärte Redwood.

Unter anderem wurde einer der einst Hauptverdächtigen als unschuldiger Vater identifiziert, der sein Kind aus einem Abend-Kindergarten abgeholt hatte. Die Polizei geht jetzt davon aus, dass Madeleine später aus dem Appartement verschwand als zunächst gedacht - was die Möglichkeit eröffnet, dass ihre Mutter einen möglichen Entführer beinahe noch angetroffen hätte, als sie nach Madeleine und ihren beiden Geschwistern schauen wollte.

Die Polizei sucht nun vor allem einen Mann, der mit einem Kind auf dem Weg Richtung Strand gesichtet wurde. Identifiziert werden sollen zudem ein oder mehrere blonde Männer, die sich vor der Entführung in der Nähe des Appartements aufgehalten hatten.

Vieles deute auf eine „geplante Entführung“ hin, sagte Redwood in der Sendung. Er rief Zuschauer und Öffentlichkeit auf, vorgefertigte Meinungen in dem von Spekulationen umgebenen Fall abzulegen und neu nachzudenken: „Wir haben versucht, alles wieder auf Null zu setzen, auf Anfang, und von dort neu zu beginnen.“