Nachdem am Donnerstag in Remseck (Kreis Ludwigsburg) ein Mann seine Frau getötet haben soll, hat der TV Aldingen einen Spendenaufruf gestartet. Die Frau war im Verein als Elternvertreterin tätig. Das Geld sollen ihre Söhne bekommen, die bei der Tat im Haus waren.
Wie groß die Anteilnahme ist, wird auch an der Geldsumme deutlich, die zwölf Stunden nach dem Spendenaufruf zusammenkam. Bis zum Montagmittag hatten sich mehr als 100 Leute beteiligt – und so ihre finanzielle Unterstützung für die Familie und die Söhne der getöteten Frau aus Remseck gezeigt. Am Donnerstagmorgen hatte mutmaßlich ein 48-jähriger Mann seine Ehefrau in Remseck-Neckargröningen getötet und danach versucht, sich selbst das Leben zu nehmen. Die gemeinsamen Kinder, 14 und 15 Jahre alt, waren zur Tatzeit in der Wohnung, einer von ihnen wählte den Notruf. Beide Söhne kamen anschließend in die Obhut der Großeltern.
Gemeinschaftliche Trauer: TV Aldingen zeigt Solidarität
Der TV Aldingen, bei dem die beiden Söhne Fußball spielen und die Frau als ehrenamtliche Elternvertreterin tätig war, schreibt auf Instagram: „Auch nachdem inzwischen einige Tage vergangenen sind, lässt uns die unvergleichliche Tragödie, die unserer langjährigen Elternvertreterin und ihren beiden Söhnen am Donnerstag widerfahren ist, weiterhin fassungslos und bestürzt zurück.“ Viele Vereine in der Region bekundeten unter dem Post ihr Beileid.
Oliver Braun, Abteilungsleiter Fußball beim TV Aldingen, kannte die getötete Frau seit Jahrzehnten. Als Elternvertreterin hätte sich die Neckargröningerin für alle Belange außerhalb des Spielfelds eingesetzt: Trainingsanzüge, Kuchenverkäufe, Ausflüge. Dabei sei sie Ansprechperson für Eltern und Verantwortliche aus dem Verein gewesen. Die Entscheidung, den Namen der Frau in einem Instagram-Post zu nennen, erklärt Oliver Braun mit dem Versuch, den Aufruf persönlicher zu gestalten, um damit mehr Menschen anzusprechen. Außerdem solle damit eine Verwechslungsgefahr zu den Opfern bei dem Unfall in Ludwigsburg vermieden werden. Der Link zum Spendenaufruf lautet https://www.paypal.com/pools/c/9dmxoH7ohx.
Das Geld, das in den 30 Tagen zusammenkommt, wird den Söhnen und der Familie der Getöteten zur Verfügung gestellt werden. „Für uns ist es wichtig, dass wir den Jungs als Fußball-Familie Halt, Normalität und Ablenkung geben“, sagt Braun im Gespräch mit unserer Zeitung. Am Wochenende hätten alle Mannschaften des TV Aldingen in Trauerflor gespielt.
Oberbürgermeister betont Unterstützung für betroffene Kinder und Frauen
Der Oberbürgermeister von Remseck, Dirk Schönberger, zeigt sich Tage nach der Tat erschüttert. „Das ist eine sehr große Tragödie, wo zwei Kinder zurückbleiben, die mit dem Geschehenen leben und das verarbeiten müssen“, sagt er. Menschen, die Hilfe bräuchten, könnten sie sich jederzeit an das Rathaus oder ihn persönlich wenden, sagt er. Man lasse in Remseck niemanden allein, niemand müsse Ultima Ratio handeln. Die Ermittlungen der Polizei dauern derweil an. Informationen zum Tathergang und zum Motiv sind noch nicht bekannt. Hilfe finden Frauen, die von Gewalt betroffen sind, beispielsweise beim Hilfetelefon unter der Telefonnummer 116 016 oder auf der Webseite des Bundesverbands Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe.
Vor dem Haus in Neckargröningen, in dem die Familie lebte, haben Menschen Blumen, Lichter und einen Holzengel abgelegt. „Die Nachbarn sind alle bestürzt“, sagt die Verkäuferin in der nahe gelegenen Bäckerei. Auch ein junger Mann, der am Montagmittag auf den Bus wartet, zeigt sich betroffen. „Man hat sich schon gewundert, das passiert ja nicht aller Tage“, sagt er – die Menschen seien schockiert.
Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 und unter https://ts-im-internet.de/ erreichbar. Eine Liste mit Hilfsangeboten findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention: https://www.suizidprophylaxe.de/