Rettungskräfte konnten nur noch den Tod der Unfallopfer im Kleinwagen feststellen. Foto: 7aktuell.de/Simon Adomat

Ein Sportwagen kommt ins Schleudern und prallt in die Seite eines Autos. Zwei junge Menschen sterben. Der Vorwurf gegen den Unfallfahrer lautet fahrlässige Tötung. Jetzt kommt er in Untersuchungshaft.

Stuttgart - Nach einem Unfall mit zwei Toten in Stuttgart kommt der 20 Jahre alte Unfallfahrer in Untersuchungshaft. Der Mann sei wegen Verdachts der fahrlässigen Tötung mit Antrag der Staatsanwaltschaft Stuttgart einem Richter vorgeführt worden, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei Stuttgart am Donnerstag mit. Der Richter erließ Haftbefehl und setzte diesen in Vollzug. Jetzt wollen die Ermittler klären, ob der Beschuldigte möglicherweise den Tod anderer Verkehrsteilnehmer billigend in Kauf genommen hatte und folglich mit bedingtem Tötungsvorsatz handelte.

Zwei junge Menschen waren in Stuttgart in ihrem Auto von einem Sportwagen gerammt und dabei tödlich verletzt worden. Zuvor hatte der 20 Jahre alte Fahrer des PS-starken Mietautos die Kontrolle über seinen Wagen verloren - vermutlich auch, weil er zu schnell unterwegs war.

Für den 25-jährigen Mann und seine 22 Jahre alte Beifahrerin in dem Kleinwagen kam nach dem Unfall am späten Mittwochabend jede Hilfe zu spät. Sie starben noch am Unfallort. Der Fahrer des Sportwagens und sein 18 Jahre alter Beifahrer blieben unverletzt. Ersten Polizeierkenntnissen zufolge stand der Mann nicht unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen.

Schlimmer Unfall

Der Sportwagen einer Mietwagenfirma war in der Nähe eines großen Kinos ins Schleudern gekommen, auf die Gegenspur geraten und schließlich seitlich in den Kleinwagen gekracht. Das Auto, das in einer Parkplatzausfahrt stand, wurde erst gegen einen Baum und anschließend in das Außenmobiliar und die Scheiben eines Cafés geschleudert.

Das Café war zum Unfallzeitpunkt eine halbe Stunde vor Mitternacht noch geöffnet, die Gäste und Mitarbeiter blieben unverletzt. Die Fensterfront und draußen stehende Tische und Stühle wurden beschädigt. Am Unfallort waren Polizeiangaben zufolge noch relativ viele Menschen unterwegs, Ermittler vernahmen mehrere Zeugen.

Ob der junge Mann mit dem gemieteten Sportwagen zu schnell unterwegs war, soll nun ein Gutachter feststellen - was mehrere Monate dauern könne, sagte ein Polizeisprecher. Außerdem wird ermittelt, ob der 20-Jährige zur sogenannten Poser-Szene gehören könnte. Mit dem Begriff „Poser“ bezeichnen Behörden Autobesitzer, die mit aufheulenden Motoren an belebten Plätzen vorbeifahren, um mit ihren aufgemotzten Wagen zu protzen.

Straße mehrere Stunden lang gesperrt

PS-starke Autos an junge Fahrer zu vermieten, ist rechtlich kein Problem: „Gesetzlich gibt es keine Einschränkungen - mit einem gültigen Führerschein darf man alles fahren“, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Autovermieter Deutschlands, Michael Brabec. Die Vermieter würden versuchen, bestmöglich einzuschätzen, ob dem Mieter dieses Fahrzeug anvertraut werden kann.

In diesem Fall war sich Brabec allerdings nicht sicher. Kennzeichen und Typ des Autos passen laut der Internetseite auf eine kleinere Autovermietung in Baden-Württemberg. Demnach werden dort lediglich PS-starke Autos mit beispielsweise extrem lauter Auspuffanlage angeboten. „Hier scheint ein Vermieter die Auto-Poser-Szene ganz gezielt anzusprechen“, sagte Brabec. Das gelte zumindest, wenn sich bestätigt, dass in das Mietfahrzeug eine nicht erlaubte - weil extra laute - Auspuffanlage eingebaut worden war und das Fahrzeug so beworben wurde.

Ob das Unfallauto allerdings wirklich von dem Vermieter stammt, wollte die Polizei nicht bestätigen. Die Mietfirma war auf Anfrage nicht zu erreichen. Die Straße war nach dem Unfall am Mittwochabend mehrere Stunden lang gesperrt. Nach ersten Schätzungen entstand ein Schaden von rund 110 000 Euro.