Marco Djurdjevic (rechts) steht wieder im Kader des TSV 1899 Benningen. Foto: Baumann

Der 19-jährige Spieler aus dem westafrikanischen Benin brach bei einem Testspiel auf dem Platz zusammen und verstarb zwei Tage später. Für den Fußball-Kreisligisten beginnt am Wochenende beim TSC Kornwestheim dennoch die Rückrunde.

Zurück zur Normalität finden. Diese Formulierung wird oft genommen, wenn ein trauriges Ereignis hinter einem Menschen liegt. Für manche ist es auch ein Weg, eine Tragödie aufzuarbeiten, um nicht daran zu zerbrechen. Wohin mit all der Trauer, das fragte sich auch Gianni Bellarosa, seit Dezember 2024 Trainer beim Fußball-Kreisligisten TSV 1899 Benningen. Er war gerade dabei, die Mannschaft so richtig kennenzulernen in der Vorbereitung, als ein Mitglied unter tragischen Umständen weggebrochen ist.

 

Prince da Silva lebt nicht mehr. Der 19-Jährige aus dem westafrikanischen Benin brach bei einem Testspiel am 8. Februar auf dem Platz zusammen und wurde zwei Tage später mitten aus dem Leben gerissen. Der Mittelfeldspieler wird dem Team an diesem Sonntag beim Rückrundenauftakt in der Kreisliga A Staffel 1 Enz/Murr nicht mehr helfen können.

Die anderen müssen es jetzt für ihn richten, mit derselben Leidenschaft das beste auf dem Platz geben, wie es Prince da Silva getan hat. Seit dessen Tod musste Gianni Bellarosa in verschiedene Rollen schlüpfen – neben seinem Job als Fußball-Lehrer war er auch als Psychologe und Seelsorger gefragt, aber vor allem als Zuhörer. „Die Gespräche haben uns allen am meisten geholfen, mit dem Erlebten fertig zu werden“, sagt der 44-Jährige. Und auch die Möglichkeit, sich im Krankenhaus noch zu verabschieden. Tröstend sei für alle auch die kollektive Anteilnahme in der Region über den Sport hinaus gewesen. „Es waren die vielen Gesten, die gut getan haben.“

Das Trikot mit der Nummer 11 hängt noch am Zaun des Vereinsgeländes. Am Boden sind noch immer Lichter, Kerzen und Blumen abgelegt. Vielleicht ist es ganz gut, dass die Benninger am Sonntag (14 Uhr) mit einem Auswärtsspiel die Rückserie beginnen. Das Team liegt auf Platz fünf und 19 Punkten ein wenig im Nirgendwo der Liga – der Abstand zu Spitzenreiter AKV BG Ludwigsburg beträgt ebenso neun Zähler wie zum Relegationsplatz. Dennoch geht der letztjährige Bezirksligaabsteiger motiviert in die zweite Saisonhälfte. „Wir wollen alle ärgern, die noch Titelambitionen haben“, sagt der Trainer, der allerdings nicht damit rechnet, dass das Führungstrio unisono entscheidend patzen wird. Die Vereinsführung hat schon signalisiert, dass man das Ziel Wiederaufstieg in die kommende Spielzeit vertagen will und der neue Coach Zeit bekommt, „in Benningen was zu entwickeln“, wie es der Sportliche Leiter Marcel Storz formuliert hat. Mit dem Ärgern will man schon an diesem Sonntag beim Auftritt in Kornwestheim beim Tabellendritten anfangen. Eine schwierige Aufgabe, denn der Türkische Sportclub stellt die beste Heimmannschaft der Liga und hat kein Testspiel verloren.

Die Trauer um Prince da Silva (links) ist beim TSV Benningen groß. Foto: avanti/Ralf Poller

Gianni Bellarosa hat mit seinem Team ebenfalls eine gute Vorbereitung hingelegt und gute Ergebnisse in den Tests geliefert, bis Prince da Silva verstorben ist. Seitdem hat er die Intensität in den Einheiten verständlicherweise heruntergefahren und hat auch Verständnis dafür, dass jeder Spieler anders mit dem Tod des Jungen umgeht.

Der Italiener ist in Benningen auch angetreten, um einen Umbruch zu gestalten, Akteure aus der zweiten Mannschaft einzubauen sowie junge Spieler. Das ist ihm in den vergangenen Wochen auch gelungen. Mit Florian Fraticelli, Nico Heuschele und Nick Gruber haben drei Spieler aus der zweiten Vertretung den Sprung nach oben geschafft und auch der A-Jugendliche Kim Martin Haagen gehört zum Kader. „Das hat er sich auch verdient“, sagt der Coach. Den Verein verlassen haben Lukas Winter und Bilal Bitmez. Für die kommenden Spiele wird Bellarosa wohl auch auf Patrick Flamm, Thiemo Storz und Alessio Piras verzichten müssen. Dafür freut er sich über die Rückkehr von Marco Djurdjevic. Ob auf der Bank oder auf dem Platz: Die Benninger Akteure werden Zeit benötigen, bis wieder Normalität einkehrt. Was immer man darunter versteht.