Nach dem Anschlag in Berlin trauerten die Menschen bei dem Weihnachtsmarkt um die Opfer. Angehörige kritisieren inzwischen die Informationspolitik der Polizei nach dem Anschlag. Foto: dpa

Hinterbliebene der Opfer des Anschlags auf den Berliner Weihnachtsmarkt am 19. Dezember hatten bis zu 72 Stunden auf Informationen zu ihren Angehörigen warten müssen. Die Situation sei laut eines Opferbeauftragten sehr belastend gewesen.

Berlin - Nach dem Terroranschlag an der Berliner Gedächtniskirche wussten Familien bis zu 72 Stunden nicht, ob ihre Angehörigen zu den Toten gehören. Informationen über Opfer seien gezielt versagt worden, sagte der Berliner Opferbeauftragte Roland Weber am Mittwoch im Rechtsausschuss des Abgeordnetenhauses. Er sprach von einer Hinhalte-Taktik. Die Belastung für Betroffene sei ungeheuerlich gewesen. Durch den Anschlag am 19. Dezember wurden zwölf Menschen getötet und mehr als 50 verletzt.

Hotline der Polizei über Stunden nicht erreichbar

Zwei Familien hätten zudem von wenig sensiblen Befragungen zu körperlichen Merkmalen von Opfern für die Identifizierung berichtet. Weber berichtete aus Gesprächen mit Betroffenen, die Hotline der Polizei sei anfangs über Stunden nicht erreichbar gewesen. Dies sei als sehr belastend empfunden worden. Es sei aber nicht menschliches Versagen bemängelt worden, sondern Überlastung und Überforderung der Beamten.

Weber regte eine mobile Zentralstelle für Opferfragen an. Dies gebe es bislang weder auf Landes- noch auf Bundesebene. Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) kündigte an, sich hier den „Hut aufzusetzen“. Die Justizverwaltung versprach zudem eine rasche Bearbeitung von Entschädigungs-Anträgen. Beim Lageso lägen 22 Anträge vor. Einige der Überlebenden müssen laut Weber mit dauerhaften körperlichen Schäden leben.