Auch in Italien sind die Sicherheitskräfte nach den Terroranschlägen in Brüssel in erhöhter Alarmbereitschaft. Foto: dpa

Bei der Jagd nach den Attentätern von Brüssel geht den Ermittlern offenbar einer der Hauptverdächtigen ins Netz. Die Behörden setzen auch die Suche nach möglichen Hintermännern fort.

Brüssel - Nach den Bombenanschlägen von Brüssel setzen Ermittler die Suche nach möglichen Hintermännern fort. Aus Italien meldete die Polizei am Sonntag die Festnahme eines algerischen Verdächtigen, der auch Verbindungen zu den Urhebern der Pariser Terrorserie unterhalten haben soll. Ihm werde im Zusammenhang mit den Attacken vorgeworfen, die illegale Einreise von Migranten ermöglicht zu haben. Laut Medienberichten sitzt in Belgien zudem ein Mann namens Faycal C. in Haft, der auf Überwachungskameras mit den beiden Flughafenattentätern zu sehen sein soll. Die Staatsanwaltschaft wollte sich dazu nicht äußern.

Die belgische Bundesanwaltschaft erklärte, Faycal C. würden „Mitwirkung in einer Terrorgruppe, bei terroristischen Morden und versuchten terroristischen Morden“ vorgeworfen. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung seien aber weder Waffen noch Sprengstoff gefunden worden. Belgische Medien hatten berichtet, C. sei vom Flughafen geflohen, nachdem zwei mutmaßliche Komplizen sich dort am Dienstag in die Luft gesprengt hätten. Bei der Terrorserie in der belgischen Hauptstadt hatten Attentäter auf dem Flughafen und ein weiterer in einer Metrostation mindestens 28 mit in den Tod gerissen. 270 weitere wurden verletzt. Zu den Anschlägen bekannte sich die Terrormilz Islamischer Staat.

Neben Faycal C. wurde zudem gegen zwei weitere Verdächtige - Rabah N. und Aboubakar A. - Haftbefehl wegen Beteiligung an den Aktivitäten einer Terrorgruppe erlassen, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Einen vierten Mann habe die Polizei am Karfreitag an einer Straßenbahnhaltestelle angeschossen und festgenommen. Er solle noch mindestens weitere 24 Stunden im Gewahrsam bleiben.

Schwerbewaffnete Polizisten hatten am Karfreitag bei Zugriffen in der belgischen Hauptstadt insgesamt drei Verdächtige festgenommen. Diese hatten nach Angaben der Staatsanwaltschaft nicht nur mutmaßlich Verbindungen zu den Anschlägen am Dienstag, sondern hatten offenbar auch einen neuen Angriffsplan für Ziele in Frankreich. Die Behörden gehen davon aus, dass sowohl die Anschläge von Paris am 13. November mit 130 Toten als auch die von Brüssel in Belgien ausgeheckt wurden.

Von den 31 Toten in Brüssel wurden bis Samstag 24 identifiziert, wie Staatsanwältin Ine Van Wymersch der Nachrichtenagentur AP sagte. Unter ihnen seien Belgiens früherer Botschafter in den USA, André Adam, und elf Ausländer.

Ingenieure und Techniker nahmen zudem den Tatort am Flughafen in Augenschein, um die Statik und Informationssysteme zu prüfen. Bei der vorläufigen Untersuchung des Terminals seien keine Stabilitätsprobleme nach dem Bombenanschlag festgestellt worden, teilte der Airport Zaventem mit. Auch ein Verbindungsgebäude, indem Sicherheitskontrollen ausgeführt und Handgepäck geprüft werde, sei als sicher eingestuft worden. Der Flugbetrieb könne frühestens am kommenden Dienstag wieder aufgenommen werden.

Eine für Ostersonntag geplante Kundgebung für die Opfer der Brüssler Anschläge wurde verschoben, wie die Organisatoren mitteilten. Zuvor hatte Innenminister Jan Jambon hat die Bürger gebeten, nicht an der Kundgebung teilzunehmen. Die Polizei sei noch auf der Suche nach Tätern und Hintergründen der Anschläge und werde daher an anderer Stelle gebraucht, sagte Jambon.