Machten bundesweit Schlagzeilen: Die AWO-Tanzgruppe begeistert bei ihrem Auftritt in Mannheim. Foto: dpa/Uwe Anspach

Eine Tanzgruppe von Seniorinnen schneidert Kostüme und will bei der Bundesgartenschau auftreten. Dann kommt eine Diskussion um Klischees und kulturelle Aneignung auf. Bei der Buga darf sie sich schließlich präsentieren - aber anders als einst geplant.

Nach Kritik an einer als klischeehaft empfundenen Kostüm-Show ist die Awo-Tanzgruppe Rheinau am Mittwoch zum ersten Mal und mit verändertem Programm auf der Bundesgartenschau in Mannheim aufgetreten. Eine ebenfalls angedachte Diskussion dazu war zuvor allerdings verschoben worden. Nach Angaben der Buga-Gesellschaft ist das Thema mit „hoher Emotionalität behaftet“, deshalb müsse die Debatte vom Auftritt entkoppelt werden. Die Buga-Premiere am Mittwoch ging ohne Zwischenfälle über die Bühne. Es gab viel Beifall - und der eine oder die andere im Publikum hatte aus Ärger über die Entscheidung der Buga auch einen Sombrero mit dabei.

 

Debatte um kulturelle Stereotype

Die mehr als ein Dutzend Seniorinnen im Alter zwischen 60 und 85 Jahren hätten bereits am 19. April mit ihrem Stück „Weltreise mit einem Traumschiff“ auf der Buga auftreten sollen. Doch die Buga-Verantwortlichen hatten Bedenken geäußert wegen der Kostüme, die zu sehr kulturelle Stereotype bedient hätten. Dabei ging es etwa um einen Tanz mit schwarzen Perücken und Kimonos (sinnbildlich für Japan) und Sombreros und Ponchos (für Mexiko) sowie eine Verkleidung als Pharaonen, um Ägypten zu versinnbildlichen. Daraufhin stand die Show bei der Buga auf der Kippe. „Wir zeigen die Show entweder ganz oder gar nicht“, hatte die Chefin und Gründerin der AWO-Truppe, Erika Schmaltz, damals betont.

Veranstalter und die Arbeiterwohlfahrt-Gruppe (Awo) konnten sich in einem Gespräch aber einigen: An drei von ursprünglich sechs beanstandeten Kostümen wurden Veränderungen vereinbart.

Welche Kleider die Seniorinnen jetzt tragen

Die monierten Kostüme der Gruppe sollten in der Show bestimmte Länder symbolisieren. Das Awo-Ballett hatte sein Programm am 1. Mai bereits im Europa-Park in Rust auf die Bühne gebracht - im Original, ohne Abstriche am Outfit. Sie war einem Angebot des Freizeitparks gefolgt. Für die Buga-Auftritte kündigte die Gruppen-Leiterin Schmaltz an, die Tanzgruppe werde auf die Sombreros, die Perücken und die sogenannten Pharaonen-Kleider verzichten und stattdessen lange orientalische Kleider tragen.

Das AWO-Ballett gibt es seit 42 Jahren. Dabei treten die Frauen ehrenamtlich etwa in Altenheimen oder auf Straßenfesten auf. Insgesamt stehen bis Anfang Oktober sechs Auftritte der Awo-Gruppe auf dem Buga-Programm.