Die Seleção versetzt Brasilien in Jubellaune. Mit dem Einzug ins Viertelfinale dämmert selbst passionierten Skeptikern: Der Traum vom „Hexa“, dem WM-Titel Nummer 6, könnte vielleicht wahr werden. Jeder Sieg wird schon jetzt wie ein Finale gefeiert.

Die Seleção versetzt Brasilien in Jubellaune. Mit dem Einzug ins Viertelfinale dämmert selbst passionierten Skeptikern: Der Traum vom „Hexa“, dem WM-Titel Nummer 6, könnte vielleicht wahr werden. Jeder Sieg wird schon jetzt wie ein Finale gefeiert.

Rio de Janeiro - Von Fortaleza bis Porto Alegre, vom Zuckerhut bis in den Amazonas - Brasilien ist nun wirklich im WM-Fieber. Lang hat’s gedauert, zäh lief es an. Doch je weiter die Seleção in dem harten Turnier kommt, desto größer wird die Schar der Fans, die immer fester daran glauben, dass der Rekordweltmeister wieder Fußball-Geschichte schreibt und die nationale Mission erfüllt, bei der Heim-WM den ersehnten Titel Nummer sechs zu holen. Am Samstag riefen die Fans bei der Achtelfinal-Partie im Stadion und auf den Straßen die zentrale Botschaft: „Eu acredito!“ (Ich glaube!).

Und auch wenn sich Staatschefin Dilma Rousseff im Stadion rar macht, lässt sie keinen Zweifel daran, wie sehr sie mit der Seleção hofft und zittert. „Brasilien glaubt an Euch“, twitterte sie erleichtert nach dem Elfmeter-Krimi und dem Sieg gegen Chile, der Brasilien ins Viertelfinale brachte. Spätestens nach dem nächsten Sieg und einem Einzug ins Halbfinale, dürfte im Gastgeberland der Ausnahmezustand ausbrechen - 2006 und 2010 schied Brasilien schon im Viertelfinale aus. Der letzte Titel datiert von 2002 und den holte der heutige Trainer Luiz Felipe Scolari.

Die FIFA-Fanfeste in den Spielorten sind zum Bersten voll. An Rios Copacabana sammeln sich zu den Topspielen 20 000 Menschen auf dem Gelände am Strand. Zehntausende stehen zudem davor auf den Straßen oder einfach im Sand unter Palmen und verfolgen die Spiele auf der riesigen Leinwand. Fliegende Händler verkaufen Caipirinha. Flaggen, Tröten, Perücken werden angeboten und haben Hochkonjunktur - natürlich als in den Nationalfarben Grün-Gelb.

"Es fehlen nur noch drei für den Hexa"

In Fortaleza, dem Viertelfinal-Spielort der Seleção, sahen am Samstag schätzungsweise 35 000 Fans auf dem FIFA-Fanfest-Gelände am „Praia de Iracema“ die Partie gegen Chile. „Die Seleção kann kommen. Hier wird es nicht an Unterstützung fehlen, damit wir das nächste Spiel gewinnen. Ich bin sicher, dass wir nach dieser erlittenen Partie (gegen Chile), den Hexa holen“, sagte die Krankenschwester Fernanda Martins (32).

Die Sportzeitschrift „Lance!“ schrieb nach dem Sieg von Belo Horizonte: „Es fehlen noch drei für den Hexa!“ Doch das Viertel- und Halbfinale und das Finale in Rio - die müssen erstmal alle gewonnen werden. Und Top-Teams wie Frankreich, Deutschland, Argentinien und Holland sind noch im Turnier. Die Brasilianer hoffen auch deshalb auf den Titel, damit endlich das Trauma des „Maracanaço“ besiegt wird. Der Begriff steht für die tragische Niederlage von 1950, als Brasilien in Rios Maracanã-Stadion bei der ersten Heim-WM gegen Uruguay mit 1:2 verlor. Damals fiel das Land in kollektive Schockstarre. Seitdem hat die Fußballnation Brasilien aber die WM schon fünfmal gewonnen.

Obwohl sich das Teilnehmerfeld schon mächtig dezimiert hat, sind viele der 600 000 ausländischen Touristen noch im Land. Die Fans konnten sich selbst von den kontinentalen Ausmaßen des Riesenlandes Brasilien überzeugen. Viele mussten zum Teil über 4000 Kilometer innerhalb Brasiliens mit dem Flugzeug zurücklegen, damit sie von einem Spielort zum nächsten kamen. Zehnttausende südamerikanische Fans reisten hartgesotten auf dem Landweg mit Autos und Wohnmobilen oder gar dem Fahrrad an. In einigen Spielorten wurden Extra-Zonen eingerichtet, um Platz für die Fan-Karawanen zu schaffen. Der Andrang ist groß, denn nicht nur die Brasilianer haben den Traum vom Titelgewinn.