Nach der Schlägerei in einem Zelt auf dem Cannstatter Volksfest ärgert sich der Vorsitzende des Schaustellerverbands aus Stuttgart. Die Polizei schaltet derweil ein Hinweisportal.
Die Schlägerei auf dem Cannstatter Volksfest in der Nacht zum Dienstag treibt die Schausteller auf dem Wasen um. Feststeht bislang, dass es in der Schatzi-Bar im Festzelt von Sonja Merz eine Auseinandersetzung gab. In der offiziellen Mitteilung der Stuttgarter Polizei ist von elf Festnahmen und acht verletzten Polizisten sowie von vier verletzen Security-Mitarbeitern die Rede.
Dort heißt es außerdem, dass „Angehörige von Schaustellerbetrieben gegen 23.45 Uhr aus bislang unbekannter Ursache in einen Streit“ geraten waren. Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes hätten eingegriffen und Hausverbote ausgesprochen. Die Aggression habe sich im Folgenden zunächst gegen die Security gerichtet, weshalb die Polizei alarmiert wurde. Als die Beamten eintrafen solidarisierten sich die Streithähne gegen die hinzugerufenen Ordnungshüter. Die Hintergründe der Auseinandersetzung müssen laut Mitteilung noch ermittelt werden.
Party in der Schatzi-Bar war öffentlich
Nach Ansicht von Mark Roschmann, Erster Vorsitzender des Schaustellerverbands Südwest in Stuttgart, sei nach den Geschehnissen von Montagnacht der Eindruck entstanden, dass ausschließlich Schausteller an der Prügelei beteiligt waren. Und, dass gar Konflikte ausgetragen wurden, die schon länger schwelten.
Berichte über die Wasen-Schlägerei suggerierten seiner Auffassung nach, dass es auf dem Rummel Clans oder ähnliche Strukturen gebe. Davon allerdings war in den Berichten nichts zu lesen. Dennoch betont Roschmann: „Auf dem Wasen gibt es keine Clans und auch keine Fehden zwischen Schaustellern.“
Es seien an dem Abend auch normale Wasen-Besucher auf der Party gewesen. „Das war keine Privatparty, sondern öffentlich“, sagt er. Er habe ein Video von der Schlägerei gesehen, das im Netz kursierte, und niemanden seiner Kollegen oder Kolleginnen erkannt. Wer tatsächlich beteiligt war, müssten die Ermittlungen der Polizei zeigen. Wobei die sich aus Sicht des Verbandsvorsitzenden schwierig gestalten dürften. „Die, die dabei waren, sagen vermutlich nichts“, so Roschmann, der auf dem Wasen ein Kinderkarussell betreibt.
Tatsächlich ist die Polizei bis Mittwochmittag noch nicht viel weiter gekommen. Es gelte aufgrund der Anzahl der Beteiligten „entsprechend viele Fälle“ aufzurollen, sagt eine Sprecherin des Präsidiums in Stuttgart. Die Polizei hat inzwischen ein Portal geschaltet, auf dem Zeugen Hinweise geben können. Auch, wenn in solchen Fälle selten Beteiligte auf die Polizei zukämen, „einen Versuch ist es wert“, so die Sprecherin.
„Da wird man am laufenden Band beleidigt“
Aus Sicht von Mark Roschmann ist klar: „Wenn jemand gegen Gesetze verstoßen hat, dann muss er oder sie die Konsequenzen tragen.“ Die Veranstalterin des Cannstatter Volksfests in.Stuttgart hatte gegenüber unserer Zeitung mitgeteilt, dass Fehlverhalten von Schaustellern dazu führen könne, dass Berechtigungen entzogen werden können.
Dass im Zuge der Berichterstattung in Kommentarspalten und in den sozialen Medien Hass und Häme auf die Schausteller-Familie niederprasselte, entsetzt Mark Roschmann regelrecht. „Da wird man am laufenden Band beleidigt“, sagt der Schaustellerchef. Und weiter: „Als fahrendes Volk, Karussellbremser oder Zigeuner bezeichnet zu werden, das tut weh und macht einen traurig. Aber wahrscheinlich müssen wir das ertragen, weil uns halt dieses Klischee anhaftet.“
Trotz der Vorfälle hofft Mark Roschmann auf ruhige und besucherreiche letzte Festtage. Die 178. Auflage des Cannstatter Volksfest endet an diesem Sonntag (12. Oktober). Im vergangenen Jahr zählten die Verantwortlichen am Ende rund 4,6 Millionen Besucher.