Die Polizei ist am Samstagabend in Stuttgart erneut angegriffen worden und musste ein Großaufgebot einsetzen. Foto: dpa

Am Samstagabend ist es in der Stuttgarter Innenstadt zu Auseinandersetzungen zwischen jungen Leuten und der Polizei gekommen. Jetzt prüft die Stadt drastische Maßnahmen.

Stuttgart - Nach Flaschenwürfen gegen die Polizei, Beleidigungen und Auseinandersetzungen in der Stuttgarter Innenstadt in der Nacht auf Sonntag könnten massive Schritte folgen. Derzeit laufen Gespräche zwischen Stadt und Polizei über mögliche Maßnahmen. Im Gespräch ist nach Informationen unserer Zeitung ein Verweilverbot. „Es könnte in den nächsten Wochen zwischen 22 und 6 Uhr gelten“, sagte ein Polizeisprecher. Betroffen wären demnach der Schlossplatz, der Kleine Schlossplatz und der Obere Schlossgarten rund um den Eckensee – und zwar freitags und samstags, zunächst bis Ende Juli.

In der Praxis würde diese drastische Schritt bedeuten, dass Passanten das Herz der Stuttgarter Innenstadt zwar nachts noch betreten dürften, mehr aber auch nicht. Wer sich hinsetzt oder länger dort verweilt, wird angesprochen und bekommt im Zweifel einen Platzverweis erteilt. So will man größere Ansammlungen wie zuletzt auf der Freitreppe zum Kleinen Schlossplatz von vornherein verhindern.

Stuttgarts Ordnungsbürgermeister Clemens Maier hat die Pläne am Sonntagnachmittag bestätigt. „Tätliche Angriffe, Sachbeschädigungen in der Stadt und Beleidigungen gegen Polizeibeamte sind durch nichts zu rechtfertigen. Dass die Menschen in der Lage sind, friedlich die Öffnungen des Wochenendes zu begehen, hat sich tagsüber am Samstag gezeigt. Leider gibt es Personen, die die gelöste Stimmung hochkochen lassen und sogar Polizeibeamte angreifen und verletzen“, sagte er. Aktuell prüfe man „rechtlich und sachlich“ ein Verweilverbot. Dieses müsste mit dem Land abgestimmt werden. „Ein Verweilverbot an einzelnen Plätzen wäre deutlich weniger einschneidend als ein komplettes Aufenthaltsverbot. Stadt und Polizei hoffen, dadurch die nächtlichen Brennpunkte befrieden zu können“, so Maier.

600 Beteiligte

Nach Angaben der Stuttgarter Polizei hatten sich am Samstagabend teilweise rund 600 Menschen an der populären Freitreppe am Schlossplatz versammelt, die bereits am Abend zuvor hatte geräumt werden müssen. Die Stimmung sei in der Nacht zum Sonntag an der Treppe gekippt, als Polizisten Feiernde wegen des geltenden Alkoholverbots und der Corona-Auflagen für Versammlungen ansprachen. Als die Polizeibeamten die Freitreppe erneut räumten, flogen Flaschen, Polizisten wurden nach eigenen Angaben massiv beleidigt und es kam zu Auseinandersetzungen. Auch Pfefferspray sei eingesetzt worden, hieß es.

Insgesamt wurden laut Polizei sechs Menschen vorläufig festgenommen, später aber wieder auf freien Fuß gesetzt. Fünf Polizisten seien verletzt worden, bis sich die Lage in der Innenstadt gegen 2 Uhr am Sonntagmorgen beruhigte.

Seit dem vergangenen Donnerstag müssen Stuttgarter erstmals seit Wochen nicht mehr um 22 Uhr zu Hause sein. Das Alkoholverbot an vielen öffentlichen Plätzen in Stuttgart besteht allerdings weiter.