Viele Besucher des Äthiopien-Cups sind enttäuscht abgereist. Foto: Gottfried Stoppel

Nach der Absage eines Teddy-Afro-Konzerts in der Ludwigsburger MHP-Arena ist der Stuttgarter Verein Blue Nile pleite. Die Polizei ermittelt weiter gegen Randalierer.

Ludwigsburg/Waiblingen - Für den Stuttgarter Verein Blue Nile endet die Organisation eines Rahmenprogramms für den Äthiopien-Cup mit einem Fiasko:  Während das Fußballturner, bei dem am Wochenende in Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) 700 Fußballer mit äthiopischen Wurzeln gegeneinander angetreten sind, friedlich verlief, ist ein Konzert in der Ludwigsburger MHP-Arena am Donnerstag aus dem Ruder gelaufen. Nach Mitternacht war es zu einer Prügelei gekommen, an der laut Polizei etwa 20 Personen beteiligt waren. Darum wurden zwei weitere für Freitag und Samstag geplante Konzerte vom Ludwigsburger Ordnungsamt abgesagt – darunter eines mit dem Superstar Teddy Afro, für das die Fans sogar von London angereist waren.

Keine freie Konzerthalle in Waiblingen

Die Veranstalter sitzen nun nach eigener Aussage auf einem Schuldenberg von 200 000 Euro und werfen der Stadtverwaltung Ludwigsburg und dem Ordnungsdienst der MHP-Arena Rassismus vor. „Wären die Konzertveranstalter Weiße gewesen, hätte es wegen der Prügelei höchstens eine Mahnung gegeben“, sagt Simon Haileselassie, der Sprecher des Veranstaltervereins, aber nie eine Absage von zwei Konzerten. Zudem seien die Ordner „sehr herablassend“ mit ihnen umgegangen.

„Es tut mir leid für die Veranstalter, dass durch die Absage kein kultureller Abschluss stattfinden konnte“, sagt Oliver Conradt, der Ordnungsamtsleiter in Waiblingen. Man habe nach einer Alternative gesucht. Auf die Schnelle sei es aber auch nicht möglich gewesen, das Konzert nach Waiblingen zu verlegen: „So ein Topact hat ein gewisses Niveau, da reicht nicht eine auf die Schnelle organisierte Bühne.“

Ursache für den Scherbenhaufen war ein gestörter Bühnenablauf am Donnerstag: Zunächst war ein DJ nicht erschienen, dann der Auftritt einer Liveband ausgefallen. Als das Programm anderthalb Stunden früher enden sollte, kam es zu Tumulten. In deren Folge musste sich offenbar das Sicherheitspersonal der MHP-Arena selbst einschließen, um sich zu schützen. Ein Mitarbeiter wurde verletzt. Die Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung. Auch am Montag war noch unklar, gegen wie viele Personen ermittelt wird.

Stadt weist Vorwürfe zurück

„Die Stadt Ludwigsburg weist den Rassismusvorwurf entschieden zurück“, sagt die Rathaussprecherin Meike Waetjen. Das Ordnungsamt habe zwischen dem Interesse der Veranstalter und dem Interesse der Sicherheit des Publikums, vor Gefahren geschützt zu werden, abgewogen. Schließlich habe man sich für die Absage entschieden, „weil konkret zu befürchten war, dass die gleiche Situation wie am Donnerstag wieder auftritt“, so die Sprecherin. Bei einem Gespräch am Freitag hätten die Veranstalter kein tragfähiges Konzept für die Folgeveranstaltungen vorlegen können.

„Sie legten keinen Ablaufplan vor und keine Verträge oder Garantien, dass die an den folgenden Abenden vorgesehenen Künstler ihre Auftritte auch tatsächlich wahrnehmen.“ Da für die beiden Folgetage auch deutlich mehr Gäste erwartet wurden, habe das Ordnungsamt im Interesse der Sicherheit so handeln müssen.

Diese Gäste aber sind nun sehr enttäuscht. Vor allem wegen des geplatzten Auftritts von Teddy Afro, der in Äthiopien ein Superstar ist. Der Veranstalterverein widerspricht der Darstellung der Stadt Ludwigsburg: Blue Nile habe Projektpläne für alles gehabt, Teddy Afro sei sogar im Monrepos Schlosshotel untergebracht gewesen und die übrigen Künstler in der Nachbarschaft der Arena.

Unglücklicherweise habe das Ordnungsamt den Ablauf unbedingt am Freitagvormittag sehen wollen, da aber seien die beiden Organisatoren auf dem Fußballplatz in Waiblingen gewesen. Die Pläne aber seien bei ihnen zu Hause in Tübingen und Filderstadt gewesen.

Verein erwartet eine Entschuldigung

„Ja, wir haben Fehler gemacht an dem Donnerstagabend“, räumt Simon Haileselassie ein. „Es hat Verzögerungen bei den Auftritten gegeben, was für Frust gesorgt hat.“ Aber ansonsten seien alle Vorschriften eingehalten worden. „Wir hatten schon damit begonnen, den verärgerten Leuten ihre Tickets zu erstatten, und ihnen als Ersatz die Konzerte von Freitag und Samstag anzubieten.“ Wegen der Absage aber sei der kleine Verein nun pleite. „Wir sind alle sehr traurig. Wir hätten eine Entschuldigung von der Stadt Ludwigsburg verdient.“

Der Waiblinger Ordnungsamtsleiter Conradt und der Polizeisprecher Ronald Krötz berichten, dass beim Fußball in Waiblingen alles friedlich verlaufen sei: „Nach den Vorfällen in Ludwigsburg waren zwar mehr Streifen eingesetzt, aber wir haben nur beobachtet“, sagt Krötz.