Enttäuschung nach dem Spiel um Platz drei bei der Handball-WM: Finn Lemke (vorne) und das deutsche Team Foto: AFP

Das deutsche Team beendet die Handball-WM mit zwei Niederlagen und belegt Platz vier. Trotz des enttäuschenden Abschlusses ist eine Euphorie entfacht worden – diese muss nun genutzt werden, kommentiert unser WM-Reporter Jürgen Frey.

Herning - Kleines Finale. Das hört sich irgendwie niedlich an. Zwangläufig ist es das Duell der Enttäuschten. Manche Teilnehmer empfinden es als lästige Pflicht, sich nach der verpassten Final-Teilnahme noch mal aufzuraffen und für ein Trostpflaster Schweiß zu vergießen. Die deutschen Handballer wollten das Spiel um Platz drei unbedingt gewinnen. Doch sie schafften es nicht. Nach dem verpassten Finaleinzug ist am Ende auch der Traum von der Medaille geplatzt.

Das ist sehr schade. Nicht nur, weil es die erste WM-Medaille seit dem Wintermärchen 2007 gewesen wäre. Sondern weil nach der zweiten Niederlage hintereinander ein negativer letzter Eindruck haften bleibt. In Erinnerung bleiben nun eben nicht die packenden Auftritte, mit der das Team in der Vor- und Hauptrunde die ganze Nation mitriss und die Faszination dieser Sportart vermittelte.

Der Handball muss in die Schulen und Kindergärten

Obwohl das Ziel Halbfinale erreicht wurde, werden im schnelllebigen Profisport jetzt auch wieder kritische Fragen aufkommen: Warum bekommt das Team ausgerechnet in den Schlussphasen von Spielen zu oft das Nervenflattern? Was fehlt der Mannschaft zur absoluten Weltklasse? Sind die Risse zwischen Bundestrainer und dem Team in den vergangenen zwölf Monaten tatsächlich gekittet worden? Werden sie nach den letzten beiden Misserfolgen womöglich wieder aufbrechen? All das muss nun gründlich analysiert werden. Schon einmal haben sich die deutschen Handballer nach dem WM-Aus 2017 gegen Katar zu wenig kritisch hinterfragt.

Unabhängig davon muss mit Beharrlichkeit und Fleiß der Rückenwind dieser Heim-WM für die Basis genutzt werden. In den Ligen, in den Vereinen, aber auch in den Kindergärten und an den Schulen. Die professionellen Strukturen im Verband sind – im Gegensatz zu 2007 – vorhanden. Also gilt ganz unabhängig vom verlorenen Spiel um Platz drei: dranbleiben!