8500 Fahrzeughalter müssen derzeit zur Nachuntersuchung beim Tüv, weil sie einem Gutachter aufgesessen sind, der in die eigene Tasche gewirtschaftet haben soll. Foto: dpa

Karlsruher GTS weist Ansprüche von geprellten Autofahrern zurück, weil Land und Polizei zu spät gehandelt hätten.

Stuttgart - Erst betrogen, dann mit der Kostenfrage im Unklaren gelassen: 8500 Fahrzeughalter müssen derzeit zur Nachuntersuchung beim Tüv, weil sie einem Gutachter aufgesessen sind, der in die eigene Tasche gewirtschaftet haben soll. Dem 58-Jährigen wird vorgeworfen, massenhaft Plaketten für die Hauptuntersuchung vergeben zu haben, ohne die Autos richtig zu prüfen. Woher die Betroffenen die 53,50 Euro für die neuerliche Untersuchung zurückbekommen, ist nach wie vor unklar.

Der ADAC ist der Meinung, das Land müsse geradestehen, weil es die Berechtigungen für die Prüfunternehmen vergibt. Im Verkehrsministerium hat man allerdings die Anweisung erlassen, betroffene Autofahrer zum Arbeitgeber des Gutachters zu schicken. Dabei handelt es sich um die Gesellschaft für technische Sicherheitsprüfungen (GTS) in Karlsruhe. Begründung: Die GTS habe bei ihrer Anerkennung als Prüfgesellschaft das Land von Haftungsfragen entbunden und sei deshalb selbst verantwortlich. Insgesamt geht es um eine Summe von rund einer halben Million Euro.

GTS: Polizei hat es versäumt, die Zulassungsstellen frühzeitig über ihre Ermittlungen gegen den Gutachter zu informieren

Die GTS wehrt sich jetzt. Man habe zwar tatsächlich gegenüber dem Land die Verpflichtung übernommen, es von Ansprüchen Dritter wegen Schäden durch die eigenen Prüfingenieure freizustellen, sehe diesen Fall aber nicht als erfüllt an. Der hohe Schaden sei „ganz überwiegend auf die von den beteiligten Polizei- und Verwaltungsbehörden pflichtwidrig unterlassene Weiterleitung von Informationen“ zurückzuführen.

Dahinter steht der Vorwurf der GTS, die Polizei habe es versäumt, die Zulassungsstellen frühzeitig über ihre Ermittlungen gegen den Gutachter zu informieren. Auch das Verkehrsministerium habe bereits Monate vor dessen Verhaftung im vergangenen März Kenntnis von den Ermittlungen gehabt, aber nichts unternommen, um weitere Fälle zu verhindern. Die Behörden seien aber verpflichtet gewesen, schadensmindernd einzugreifen.

Die GTS zweifelt laut einer schriftlichen Stellungnahme auch an, dass es überhaupt nötig gewesen wäre, alle 8500 Fahrzeuge nochmals unter die Lupe zu nehmen. Die Polizei habe vor der Verhaftung nur wenige Autos stichprobenhaft untersucht. Die Annahme, dass alle von dem Prüfingenieur in der Zeit vor seiner Festnahme inspizierten Autos sich in einem unvorschriftsmäßigen Zustand befinden, sei „sehr fraglich“.