Zu konkreten Schritten gegenüber Pjöngjang wollte sich Trump nicht äußern. Foto: AP

Nordkorea feuert erstmals eine atomwaffenfähige Mittelstreckenrakete über Japan hinweg ab. Einhellig verurteilt die Weltgemeinschaft die Regierung in Pjöngjang, US-Präsident Trump will sich alle Optionen - und damit auch eine militärische - offenhalten.

Seoul - Nach einem neuen Raketentest Nordkoreas wird die Wortwahl im Konflikt mit Pjöngjang wieder rauer. „Alle Optionen liegen auf dem Tisch“, erklärte US-Präsident Donald Trump am Dienstag in einer unverhohlenen Drohung an Nordkorea. Solche bedrohlichen und destabilisierenden Aktionen wie der Abschuss einer Mittelstreckenrakete über Japan hinweg, würden nur die Isolation Nordkoreas vertiefen. Auch viele andere Staaten verurteilten den Raketentest. China mahnte alle Seiten zur Deeskalation.

Telefonat mit Shinzo Abe

Zu konkreten Schritten gegenüber Pjöngjang wollte sich Trump nicht äußern. „Wir werden sehen“, sagte er auf Nachfrage von Journalisten auf die Frage, wie er auf die neue Provokation Nordkoreas reagieren wolle. Am Dienstag reiste er erst einmal nach Texas, wo er sich ein Bild von den verheerenden Überschwemmungen durch Hurrikan „Harvey“ machen wollte.

Die nordkoreanische Rakete flog am Dienstag nach Angaben des südkoreanischen Militärs 2700 Kilometer weit und stürzte in den Pazifischen Ozean. Es war demnach die erste nordkoreanische Mittelstreckenrakete, die potenziell auch einen Atomsprengkopf tragen könnte, die über Japan hinwegflog. Schäden oder Verletzte gab es nicht. Der Raketentest wurde als Reaktion auf die gemeinsamen Militärmanöver Südkoreas und der USA gesehen, die es als Vorbereitung für eine Invasion ansieht.

Trump telefonierte mit dem japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe über die jüngste Entwicklung. Die beiden seien sich einig, dass von Nordkorea eine ernste und zunehmende direkte Gefahr für die USA, Japan, Südkorea und andere Länder ausgehe, teilte das Weiße Haus mit. Abe fügte zudem hinzu, sowohl sein Land als auch die USA wollten eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates zu Nordkorea. Unterstützung für eine solche Sitzung kam auch vom russischen Außenminister Sergej Lawrow und Bundesaußenminister Sigmar Gabriel. Beide riefen Nordkorea auf, die Resolutionen des höchsten UN-Gremiums zu respektieren.

Sanktionen gegen Nordkorea

Der Sicherheitsrat hatte wegen früherer Raketen- und Atomtests bereits eine Reihe von Sanktionen gegen Nordkorea verhängt, zuletzt erst Anfang August. Danach hatten sich Trump und die nordkoreanische Führung bereits gegenseitig mit martialischen Drohungen eingedeckt. Pjöngjang hatte einen Raketenabschuss in Richtung des US-Außengebiets Guam ins Spiel gebracht, Trump drohte seinerseits mit „Feuer und Wut“ der USA.

Der nordkoreanische UN-Botschafter Han Tae Song sagte, sein Land habe jeden Grund, auf die feindselige Politik der USA entschlossen zu reagieren. Das Land werde bei seinen Bestrebungen für den Aufbau einer Nuklearstreitmacht keinen Zentimeter nachgeben, erklärte er vor einer Plenarsitzung der UN-Konferenz für Abrüstung in Genf.

Die chinesische Regierung rief beide Seiten auf, den „Teufelskreis“ der stetigen Eskalation zu durchbrechen. Der militärische Druck Washingtons und Seouls hätten Pjöngjang zu den Raketentests getrieben, die zur Folge hätten, dass der Druck weiter erhöht werde, sagte Außenamtssprecherin Hua Chunyin. „Die Zeit hat gezeigt, dass Druck und Sanktionen die Wurzel des Problems nicht beseitigen könnten.“ Stattdessen müssten Nordkoreas Bedenken ernst genommen und ein Dialog auf Aufgenhöhe geführt werde, sagte sie.