Und wieder jubeln die Gladbacher: Raffael trifft zum 2:0. Foto: dpa

Nach dem desolaten Auftritt beim 0:4 in Mönchengladbach warnt VfB-Sportvorstand Robin Dutt: „Wir müssen höllisch aufpassen.“

Mönchengladbach - Reisen nach Mönchengladbach bereiteten dem VfB Stuttgart lange Zeit viel Freude. Von den letzten neun Auswärtsspielen im Borussia-Park hatte der VfB keines verloren, von den letzten 17 nur ein einziges. Am Mittwochabend ging diese schöne Serie ziemlich abrupt zu Ende. 0:4 – das klingt nicht nur hart, das war es auch.

Weil die Roten am Niederrhein so ziemlich alles vermissen ließen, was sie in den vergangenen Wochen stark gemacht hat und schon Träume von der Europa League reifen ließen. Und weil sie in Mönchengladbach auf eine Mannschaft trafen, die ihnen in allen Belangen überlegen war: Taktisch, spielerisch, läuferisch. „Es war von vorne bis hinten eine Katastrophe“, brachte Daniel Didavi die Leistung auf den Punkt. Georg Niedermeier fügte zerknirscht an: „Es hätte sogar noch höher ausgehen können. Wir haben taktisch nicht die Mittel gehabt und den Gegner mit unseren Fehlern eingeladen.“

Hier gibt es unsere Noten für die Roten

Das war aber nur ein Teil der Wahrheit. Zur Geschichte des Spiels gehörte auch, dass die Roten nur reagierten und den Gastgebern mit staunenden Blicken beim Kombinieren zusahen. Gepaart mit einem schlampigen Spielaufbau, ohne Struktur und ohne Leidenschaft, war der Rückstand nur eine Frage der Zeit. Nach 15 Minuten konnte Emiliano Insua Fabian Johnson nach einem langen Ball nicht bei der Annahme stören. Der US-Amerikaner passte flach nach innen, wo Niedermeier seinen Gegenspieler aus den Augen verlor – Thorgan Hazard musste nur noch einschieben.

Das 0:1 als Wachrüttler? Mitnichten! Die Borussia machte nach dem Treffer genau so weiter – und der VfB auch. Langsam, zweikampfschwach, ohne auch nur annähernd gefährlich vor des Gegners Gehäuse zu kommen. Das Beste aus Sicht der Roten nach 45 Minuten war noch der Pausenpfiff.

Didavi: „Von vorne bis hinten eine Katastrophe“

Timo Werner und Serey Dié erlebten die zweiten 45 Minuten nicht mehr mit. Sie blieben für Artem Kravets und Lukas Rupp in der Kabine. Der Ukrainer sorgte mit seinem Kopfball (47.) wenigstens für ein Strohfeuer – in der Folge ging aber alles seinen gewohnten Gang. Weil sich die Gladbacher im Vergeben von Torchancen reichlich Mühe gaben, halfen die Gäste eben nach. Christian Gentner und Torhüter Przemyslaw Tyton behindern sich gegenseitig – Raffael bedankte sich mit dem 2:0. Und als die 43 627 Zuschauer so richtig in Feierstimmung kamen, setze Patrick Herrmann noch einen drauf: Von einer langen Kreuzbandverletzung genesen und eben erst eingewechselt, hatte der Mittelfeldspieler in der 68. Minute seinen großen Auftritt: Erster Ballkontakt, Schuss, Tor. 32 Sekunden nach seiner Einwechslung: Herrmann sorgte damit für das schnellste Jokertor dieser Bundesligasaison.

Der VfB war endgültig bedient, wollte das Spiel aber nicht ohne die passende Schlusspointe beenden. 90. Minute: Tyton lässt eine flache Hereingabe passieren, Kevin Großkreutz stochert den Ball über die eigene Linie. Es war bereits das fünfte Eigentor des VfB in dieser Spielzeit.

„Heute hat alles zusammengepasst“, stöhnte Trainer Jürgen Kramny. Er ist nun erstmals als Krisenmanager gefragt. „Wir müssen höllisch aufpassen“, warnte Sportvorstand Robin Dutt davor, die Situation zu unterschätzen. Nur noch fünf Punkte trennen die Jungs aus Cannstatt vom Relegationsplatz. Am Samstag (15.30 Uhr/Sky) kommen die erstarkten Hoffenheimer nach Stuttgart. „Wir haben zwei Tage Zeit, uns auf das Spiel vorzubereiten und es besser zu machen“, sagte Kramny. Schlechter als am Mittwoch geht es auch kaum.