Nach dem jüngsten Dopingskandal um den Sportmediziner Mark S. meldet sich Tony Martin zu Wort. Der Zeitfahrweltmeister ist erschrocken über die neuen Enthüllungen, glaubt jedoch an deutliche Verbesserungen.
Frankfurt/Main - Der viermalige Zeitfahrweltmeister Tony Martin ist trotz der Enthüllungen im jüngsten Dopingskandal um den Sportmediziner Mark S. davon überzeugt, dass der Radsport „sauberer geworden ist“. Im Interview mit der FAZ erklärte der Wahl-Schweizer: „Wir lernen ja gerade wieder, dass es immer noch solch kriminelle Machenschaften im Hintergrund gibt. Ich hatte gehofft, dass wir weiter sind und dass solche Übeltäter mittlerweile in und von der Szene ausgemerzt sind.“ Dass Doping in dieser Art und Weise in Deutschland praktiziert worden sei, findet Martin „extrem erschreckend. Wir reden ja nicht von einer für Kontrolleure nur schwer zugänglichen Region eines Entwicklungslandes.“
Der 33-Jährige hält es in dem Zusammenhang für einen glücklichen Umstand, dass es ein Anti-Doping-Gesetz gibt, „für das auch wir gekämpft haben“. Ähnlich wie Sprintstar Marcel Kittel hat Martin seine Ausbildung zum Radprofi in Erfurt durchlaufen, von wo aus S. sein Dopingnetzwerk steuerte. Martin ist daher nicht überrascht, dass nun eine „Querverbindung zum deutschen Radsport“ gezogen werde. Er habe nie Kontakt zu S. gehabt oder ihn gekannt, hoffe aber, „dass die Sache objektiv betrachtet und nur nach Fakten beurteilt wird“.
Dass Martins Manager Jörg Werner, der auch Kittel, Kristina Vogel und Maximilian Schachmann betreut, in der Praxis von S. bei dessen Mutter jahrelang Patient gewesen sei, habe familiäre Hintergründe. „Man sollte hier nicht alles in einen Topf werfen. Jörg ist wie wir überrascht über die Dinge, die jetzt ans Licht kommen, und die Dimension, die das Ganze hat“, sagte Martin. Werner habe ihnen „seit unseren Jugendjahren“ die Philosophie eines sauberen Sports vermittelt.