Heimisch wurde Johan Audel (mit Raphael Holzhauser und Gotoku Sakai) in seiner Zeit auf dem Wasen eigentlich nur in der Reha-Welt. Und beim Training. Foto: Baumann

Der Vertrag des nach Nantes ausgeliehenen Offensiv-Allrounders Johan Audel läuft nun bis zum Jahr 2015. Mehrkosten entstehen dem Verein nicht.

Stuttgart - Die VfB-Fans werden Johan Audel (29) nicht vermissen. Die meisten hätten den Franzosen wahrscheinlich nicht einmal erkannt, wenn er ihnen auf der Königstraße begegnet wäre. Drei Jahre lang war der Offensivallrounder ein Stuttgarter, ehe er am Montag für ein Jahr dem französischen Erstligisten FC Nantes ausgeliehen wurde.

Heimisch wurde Audel in seiner Zeit auf dem Wasen eigentlich nur in der Reha-Welt. Knöchel-OP, Knöchel-Verletzung, Kreuzbandriss, Meniskusschaden, Kahnbeinbruch, diverse Muskelfaserrisse – die Verletzungshistorie des Profis, den der VfB unter Ex-Trainer Christian Gross 2010/11 für drei Millionen Euro vom FC Valenciennes verpflichtet und mit einem Vierjahresvertrag ausgestattet hatte, ist lang. In drei Jahren kam er zu zwölf Pflichtspieleinsätzen, die Hälfte davon absolvierte er für den VfB II in der dritten Liga.

Nun also versucht Audel sein Glück beim FC Nantes.

So weit, so gut. Allerdings hat der VfB den Vertrag mit Audel im Zuge des Leihgeschäfts auch um ein Jahr bis 2015 verlängert. Wieso, kann man nun fragen, verlängert ein Verein mit einem Spieler, der in drei Jahren fast nur verletzt war?

Fredi Bobic musste in die Trickkiste greifen

Die Antwort ist einfach. Ohne die Vertragsverlängerung hätte der VfB Johan Audel, dessen Kontrakt ursprünglich im Sommer 2014 ausgelaufen wäre, nicht verleihen können. Eine Ablösesumme, um den Spieler freizukaufen, wollte und konnte der französische Aufsteiger aus naheliegenden Gründen aber auch nicht investieren. Das Risiko war den Franzosen zu groß. Und hätte der VfB den Vertrag in beiderseitigem Einvernehmen aufgelöst, hätte er Johan Audel eine ordentliche Abfindung bezahlen müssen.

Von daher musste Sportdirektor Fredi Bobic in die Trickkiste greifen, um den Profi zumindest teilweise von der Gehaltsliste zu bekommen. Etwa 800 000 Euro verdient Audel beim VfB, einen Teil dieses Gehalts übernimmt bis zum Saisonende nun der FC Nantes. Für die Saison 2014/15 hat Audel einen leistungsbezogenen Vertrag erhalten, mit einem deutlich geringeren Grundgehalt als bisher. Selbst wenn Audel also nach der Ausleihe wieder zurückkehren würde, kommt der VfB nicht schlechter weg, als wenn er ihm seine Bezüge in der laufenden Spielzeit weiter bezahlt hätte. „Wichtig ist, dass der Junge wieder eine sportliche Chance erhält. Und wir haben ihn für die nächsten zehn Monate von der Gehaltsliste. Damit gehen wir kein Risiko ein und können zudem die Kosten strecken“, erklärt Bobic.

Und es gibt ja auch immer noch die Hoffnung, dass der Pechvogel künftig von Verletzungen verschont bleibt und er beim FC Nantes zu alter Stärke zurückfindet. Wenn die Franzosen ihn dann behalten wollen, bekäme der VfB sogar noch eine Ablöse. Oder aber er holt ihn zurück – und Audel kann in Stuttgart doch noch beweisen, warum ihn Christian Gross damals unbedingt wollte.