Das Kinder- und Jugendheim „Hoffmannhaus“ der Brüdergemeinde Korntal Foto: dpa

Ein Aufklärer, der sich mit den Missbrauchsvorwürfen gegen die evangelische Brüdergemeinde in Korntal befasst, hat Medienberichten zufolge von einem System der Gewalt gesprochen. Man habe es nicht mit Einzelfällen zu tun.

Korntal/Mainz - Nach Missbrauchsvorwürfen gegen die evangelische Brüdergemeinde Korntal (Kreis Ludwigsburg) spricht einer der Aufklärer von einem System der Gewalt. „Wir gehen davon aus, nach dem jetzigen Blick in die Akten, dass wir es nicht nur mit Einzelfällen zu tun haben“, sagte der Erziehungswissenschaftler Benno Hafeneger dem Politikmagazin „Report Mainz“, wie der Südwestrundfunk mitteilte. Die Heimleitung habe nachweislich von Vorfällen sexuellen Missbrauchs gewusst, diese jedoch vertuscht.

Bis zu 300 Heimkinder haben nach Angaben der Opfergruppen in den 1950er- bis 1980er-Jahren Gewalt und sexuellen Missbrauch in Einrichtungen der Brüdergemeinde Korntal erlebt. Anfang April hatte die Aufklärung begonnen.

Hafeneger hat dabei die wissenschaftliche Aufarbeitung übernommen, die ehemalige Richterin Brigitte Baums-Stammberger ermittelt Vorfälle durch Gespräche mit Betroffenen. Bei ihr haben sich nach Angaben des SWR bisher etwa 50 Personen gemeldet. In den ersten rund 25 Gesprächen mit Opfern sei ihr körperliche und psychische Gewalt glaubhaft geschildert worden.

Der Vorsteher der Brüdergemeinde, Klaus Andersen, spricht den Informationen zufolge von Einzelfällen. Er wird mit den Worten zitiert: „Das bedauern wir sehr.“ Er hoffe, dass den ehemaligen Heimkindern durch die begonnene Aufarbeitung die Anerkennung ihres Leids widerfahre.