Israelische Sicherheitskräfte patrouillieren in der Jerusalemer Altstadt. Foto: AP

In Israel wachsen die Spannungen: Kurz hintereinander haben zwei Palästinenser Israelis mit Messern angegriffen und wurden erschossen. Ministerpräsident Netanjahu kündigt harte Gegenmaßnahmen an.

Jerusalem - Nach zwei tödlichen Messerattacken von Palästinensern auf Israelis haben die Behörden in Jerusalem neue Sicherheitsmaßnahmen angeordnet: Am Sonntag sperrte die israelische Polizei für Palästinenser für zwei Tage den Zugang zur Altstadt, um Konflikte während eines jüdischen Feiertages zu vermeiden. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte ein kompromissloses Vorgehen gegen den „palästinensischen islamischen Terror“ an.

Bei einer der Messerattacken hatte ein Palästinenser am Samstag in der Altstadt zwei Israelis getötet und zwei verletzt, darunter ein Kleinkind. Am frühen Sonntag erlitt ein israelischer Teenager bei einer weiteren Attacke Verletzungen. Beide Palästinenser wurden von der israelischen Polizei erschossen.

Die Messerattacken und die Zusammenstöße am Tempelberg der vergangenen Wochen führten auch zu neuen Spannungen im Westjordanland. Bei einer Razzia israelischer Soldaten wurden in Dschenin mindestens 18 Palästinenser durch Schüsse israelischer Soldaten verletzt, wie der Leiter eines örtlichen Krankenhauses berichtete.

Netanjahu wird aufgefordert, für mehr Sicherheit zu sorgen

Zu den Ausschreitungen sei es gekommen, als Soldaten das Haus eines verdächtigen Palästinensers in dem Flüchtlingscamp von Dschenin umstellt hätten, hieß es. Zwei Palästinenser wurden unter dem Verdacht „terroristischer Aktivitäten“ festgenommen.

Jüdische Siedler im Westjordanland forderten Netanjahu auf, für mehr Sicherheit zu sorgen. Der Chef des Siedlerrates der Region Samaria, Yossi Dagan, stellte gegenüber Netanjahus Residenz ein Protestzelt auf und forderte einen schnelleren Ausbau jüdischer Siedlungen.

Das zweitägige Zugangsverbot zur ummauerten Altstadt gilt für Palästinenser aus Ostjerusalem. Palästinenser, die in der Altstadt leben, arbeiten oder studieren, dürfen aber hinein. Auch Israelis und Touristen bleibt der Zugang gestattet.

In Jerusalem leben etwa 300.000 Palästinenser, ein Drittel der Bevölkerung. Die meisten von ihnen wohnen in dem vorwiegend arabisch geprägten Ostteil der Stadt und sind als Anwohner registriert, ohne die israelische Staatsangehörigkeit zu besitzen. Normalerweise haben sie freien Zugang zu der in Ostjerusalem gelegenen Altstadt, wo sich die für Muslime, Christen und Juden heiligen Stätten befinden, darunter die Klagemauer und der Tempelberg mit der Al-Aksa-Moschee und der Grabeskirche.

Konflikt spitzt sich zu

In Jerusalem hatte sich zuletzt der Konflikt zwischen Juden und Muslimen um die Nutzung des Tempelbergs zugespitzt. Mehrfach gab es an der Al-Aksa-Moschee auf der Anhöhe Zusammenstöße zwischen Palästinensern und der Polizei.

Angesichts der sich häufenden Attacken sogenannter Einsamer Wölfe befürchten israelische Kommentatoren bereits einen dritten palästinensischen Aufstand. Viele Palästinenser glauben mittlerweile, dass ein eigener Staat für sie auf dem Verhandlungswege mit Israel nicht zu erreichen sein wird. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hatte in der Vergangenheit größere Gewaltausbrüche verhindert. Diese Woche hatte er vor den UN erklärt, er fühle sich an die Vereinbarungen mit Israel nicht mehr gebunden.