Der neue CDU-Vorsitzende Armin Laschet wird von den ostdeutschen Wahlkämpfern seiner Partei durchaus differenziert gesehen. Foto: dpa/Michael Kappeler

In den neuen Bundesländern gilt der NRW-Ministerpräsident den einen als „Funktionärskandidat“, den anderen dagegen als „Chance“ und als ein mit Strukturwandeln erfahrener Zuhörer.

Berlin - Für dieses noch junge Superwahljahr haben nicht nur die CDU-Wahlkämpfer aus Baden-Württemberg mehrheitlich auf einen Bundesvorsitzenden Friedrich Merz gesetzt. Mit dessen wirtschaftspolitischem Profil, der härteren Haltung in Migrationsfragen und seinem Klartext-Image wollten auch ostdeutsche Verbände in ihren Kampagnen punkten: Zumindest hatten viele Delegierte im Vorfeld des Bundesparteitags Merz eher zugetraut, der im Osten besonders starken AfD etwas entgegenzusetzen.

Auf den richtigen Bundesvorsitzenden und Kanzlerkandidaten kommt es in diesem Jahr für die Wahlkämpfer im Osten besonders an. Von Sachsen-Anhalt abgesehen, wo bereits am 6. Juni gewählt wird, werden die Landtage von Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen sowie das Berliner Abgeordnetenhaus zusammen mit dem Bundestag am 26. September neu zusammengesetzt. „Unsere Landtagswahl wird stark von der Debatte vor der parallel stattfinden Bundestagswahl geprägt sein“, sagt denn auch der Erfurter CDU-Spitzenkandidat Mario Voigt unserer Zeitung.

Ist mit diesem neuen Parteichef somit alles verloren für die Christdemokraten im Osten? Markus Kurze, Fraktionsgeschäftsführer im Landtag von Sachsen-Anhalt, würde die Frage wohl bejahen. „Das Votum der Basis wurde nicht übernommen“, klagte er nach Laschets Wahl im ZDF: „Es ist wirklich schade, dass es nun ein Funktionärskandidat geworden ist.“

Das ist der eine Teil. Die Wortmeldungen nach dem Parteitagswochenende fallen aber differenzierter aus – im Wissen darum, dass anhaltender Personalstreit in der Union mögliche Wahlerfolge am stärksten gefährdet. So wird nun auch ins Feld geführt, was für Laschet spricht. Sein sächsischer Ministerpräsidentenkollege Michael Kretschmer etwa führt an, dass die ostdeutschen Reviere nur wegen Laschets Einsatz für NRW in den nächsten Jahren milliardenschwere Ausgleichshilfen für den Kohleausstieg erhalten.

Als Pluspunkt wird gerade das mögliche Verständnis für schwierige Lebenslagen gesehen. „Armin Laschet stammt aus einfachen Verhältnissen und regiert ein Bundesland mit harten Strukturbrüchen, in dem die Menschen nicht alle auf Rosen gebettet sind“, sagte der Bundestagsabgeordnete Eckhardt Rehberg aus Mecklenburg-Vorpommern: „Ich kann mir also gut vorstellen, dass er gegenüber vielen Menschen im Osten den Ton in sozialen Fragen sogar besser trifft als Friedrich Merz.“

Rehberg wie Voigt sagen denselben Satz: „Auch im Osten der Republik werden Wahlen in der Mitte gewonnen.“ Voigt hält Laschets NRW-Wirtschaftspolitik auch im Osten für gut verkäuflich. Sein Thüringer Vorgänger Mike Mohring, Bundesvorstandsmitglied, gibt sich ebenfalls zuversichtlich: „Es ist auch eine Chance für jemanden aus dem geografischen Westen, jetzt auch Politik für den Osten mitdenken zu müssen – das kann als neue Hinwendung empfunden werden.“