Die im Auftrag des Industrie- und Handelskammertags (BWIHK) vom KIT angefertigte Analyse zur Energiewende prognostizierte unter anderem Strompreiserhöhungen von 70 Prozent und mehr im Großhandel bis zum Jahr 2025. Foto: dpa

Ressort-Chef Franz Untersteller kritisiert BWIHK und KIT wegen Analyse zu Energiepreisen.

Karlsruhe - In Sachen Energiewende verschärft sich der Ton zwischen dem Karlsruher Forschungsinstitut KIT, den Industrie- und Handelskammern und der Landesregierung. Eine am Montag veröffentlichte Studie des KIT kommentierte Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) gestern mit den Worten „hochspekulativ“ und „mit Fakten nicht viel zu tun“.

Die im Auftrag des Industrie- und Handelskammertags (BWIHK) vom KIT angefertigte Analyse zur Energiewende prognostizierte unter anderem Strompreiserhöhungen von 70 Prozent und mehr im Großhandel bis zum Jahr 2025.

Die Zahlen seien unseriös, sagte Untersteller am Rande einer Sitzung der Landesregierung in Hüfingen. Klar sei, dass Strompreise in den kommenden Jahren steigen werden. Dieser Anstieg werde aber moderat ausfallen. Das vom KIT genannte Preisplus bis zum Jahr 2025 um 70 Prozent sei völlig aus der Luft gegriffen. „Das Orakel von Delphi ist im Vergleich zu diesem Papier eine hochseriöse Veranstaltung“, sagte der Minister.

Ausbau erneuerbarer Energien preisdämpfende Wirkung zugeschrieben

Tatsächlich wirft die BWIHK-Studie eine Reihe von Fragen auf. So wird die Entwicklung der Strompreise vom Basisjahr 2010 aus berechnet. Damals lagen die Großhandelspreise krisenbedingt mit 4,2 Cent je Kilowattstunde besonders tief. Die aufs Zieljahr 2025 von KIT berechnete Preiserhöhung fällt also besonders hoch aus.

In der die Studienveröffentlichung begleitenden Pressemitteilung geht die Kammerorganisation zudem nicht auf die Faktoren ein, die zu dem erwarteten Preisanstieg führen. Von den stark steigenden Kosten für fossile Brennstoffe – also etwa Uran, Kohle, Öl und Gas – ist nicht die Rede. Just diese sind es aber, die nach Einschätzung des Studienautors, des Karlsruher Energiewirtschaftlers Wolf Fichtner, die Preisentwicklung beim Strom in Zukunft maßgeblich bestimmen werden. Für mögliche Preisanstiege seien diese Faktoren „sehr wichtig“, sagte Fichtner. Dem Ausbau erneuerbarer Energien schreibt die Analyse sogar preisdämpfende Wirkung für die Großhandelspreise zu. Dieser Effekt könne jedoch „den erwarteten Anstieg der Preise für fossile Brennstoffe und Co2-Emissionszertifikate nicht kompensieren“, so die Analyse.