Winfried Kretschmann ist persönlich nicht in den sozialen Netzwerken aktiv. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Der Online-Angriff auf Daten im Netz hat Politiker und Bürger aufgeschreckt. Auf Facebook und Twitter verzichten wollen aber die Wenigsten. Wie hält es Ministerpräsident Kretschmann mit dem Thema?

Stuttgart - Nach dem massiven Daten-Diebstahl im Internet hält Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) einen sorgsameren Umgang mit persönlichen Passwörtern für angebracht. Nach derzeitigem Stand der Dinge seien keine Netze von Institutionen wie Landtag und Regierung gehackt worden. Vielmehr seien wohl Sicherheitslücken ausgenutzt worden, darunter schwache Passwörter, sagte er am Dienstag in Stuttgart. Insofern handele es sich um ein Verbraucherschutzthema Ihn beunruhige der Vorgang sehr. Kretschmann ist nicht persönlich in den sozialen Netzwerken aktiv. Von ihm waren nur wenige, veraltete Daten nach dem großangelegten Online-Angriff im Netz aufgetaucht.

Rülke und Palmer wollen online bleiben

„Das Zwitschern der Vögel im Frühjahr ist mir wichtiger, als dass ich selber twittere, zwitschere“, sagte er. Seine Mitarbeiter pflegten Accounts im Netz in seinem Namen. „Das ist natürlich alles sehr staatstragend.“ Andererseits sei er davor gefeit, selbst unbedachte oder emotionale Äußerungen ins Netz zustellen. Generell sei es ein Problem, dass die Art und Weise der Kommunikation im Internet Enthemmungen auslösen könnten. Die Frage, ob man in den sozialen Netzwerken aktiv sein solle, müsse jeder für sich selber entscheiden.

FDP-Landtagsfraktionschef Hans-Ulrich Rülke und Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) wollen jedenfalls online bleiben. Palmer sagte der Deutschen Presse-Agentur, anders als Grünen-Bundeschef Robert Habeck denke er bisher nicht über einen Rückzug nach. Den Ton in sozialen Netzwerken kritisierte aber auch er: „Die Bereitschaft, Leute wegen Halbsätzen zu lynchen, ist groß.“

1000 Politiker von Hacker-Angriff betroffen

Rülke sagte, auch er sehe keinen Anlass dafür, sein Verhalten in den sozialen Medien zu überdenken - „nicht, weil ich sicher bin, dass ich beziehungsweise die FDP niemals von Datenklau betroffen sein könnte, das wäre naiv“. Aber er überlege sich genau, was er twittere und bei Facebook einstelle. Zudem sei Habeck deshalb bei Twitter ausgestiegen, weil er selbst Unsinn getwittert habe, meinte Rülke.

Rülke und Palmer gehören zu den aktivsten Politiker aus Baden-Württemberg in den sozialen Medien. Grünen-Bundeschef Habeck hatte angekündigt, seine Konten auf Twitter und Facebook schließen zu wollen. Dem vorausgegangen waren zwei ganz unterschiedliche Ärgernisse: Erst tauchten private Chats mit der Familie im Netz auf, dann hagelte es Spott und Kritik wegen Wahlkampf-Äußerungen.

Von dem jüngst bekanntgewordenen Online-Angriff sind bundesweit rund 1000 Politiker, Prominente und Journalisten betroffen. Ein 20-Jähriger aus Mittelhessen wurde vorläufig festgenommen.