Nach dem Giftanschlag auf den Ex-Spion Sergej Skripal in Großbritannien liefert sich Russland einen Schlagabtausch mit westlichen Ländern Foto: PA Wire

Nach dem Giftanschlag auf den Ex-Spion Sergej Skripal in Großbritannien liefert sich Russland einen Schlagabtausch mit westlichen Ländern. Moskau kontert jede Beschuldigung. Die Zeichen stehen auf Konfrontation.

Moskau/Washington - Im Schlagabtausch um den Giftanschlag auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter in Großbritannien zeigt sich Russland unbeeindruckt von westlicher Geschlossenheit. Moskau kritisierte zugleich Äußerungen des britischen Verteidigungsministers Gavin Williamson als unsinnig. „Seine rüpelhaften Bemerkungen sind offensichtlich die letzten gebliebenen Waffen der britischen Streitkräfte“, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau, Igor Konaschenkow, am Donnerstagabend. Sie bewiesen lediglich, dass man die Vorwürfe Londons nicht ernstnehmen müsse.

Williamson hatte zuvor betont, es sei absolut grausam und abscheulich, was Moskau getan habe. „Russland soll weggehen und die Klappe halten“, sagte Williamson.

Ausweisung von Diplomaten aus Großbritannien

Die britische Regierung verdächtigt Russland, an dem Giftanschlag beteiligt gewesen zu sein. Deshalb hatte sie am Mittwoch die Ausweisung von 23 russischen Diplomaten angeordnet. Russland weist die Anschuldigungen zurück und hat eine baldige Antwort auf das Vorgehen Londons angekündigt.

In seltener Geschlossenheit hatte der Westen Russland am Donnerstag mit schweren Vorwürfen zu dessen internationalem Handeln konfrontiert. Deutschland, Frankreich und die USA stellten sich hinter Großbritannien. Scharf verlangten sie von Moskau Aufklärung.

Auch die Nato hat keine Zweifel, dass Moskau für den in Großbritannien verübten Nervengift-Anschlag verantwortlich ist. Die Attacke entspreche dem rücksichtslosen Verhalten Russlands in den vergangenen Jahren, sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg in Brüssel.

Trotz der sich immer weiter vertiefenden Kluft zu Moskau hält der neue Bundesinnenminister Horst Seehofer aber nichts von einem Boykott der Fußball-WM in Russland. „Politische Probleme muss die Politik lösen und nicht der Sport“, sagte der CSU-Chef der „Bild“-Zeitung (Freitag). Großbritannien hatte bereits angekündigt, dass Regierungsvertreter und Mitglieder des Königshauses nicht zur Fußball-WM nach Russland reisen würden.

Sanktionen gegen Russland verhängt

Am Donnerstag hatte die Regierung von US-Präsident Donald Trump Sanktionen gegen Russland verhängt. Die Strafmaßnahmen richten sich gegen 19 Personen und fünf Organisationen, wie das Finanzministerium in Washington mitteilte. Es geht dabei zum einen um Hackerangriffe und Kampagnen während des Wahlkampfes 2016 und zum anderen um die berüchtigte Cyberattacke „NotPetya“, die vor allem die Ukraine traf.

Wegen des Vorwurfs der Wahleinmischung hatte der US-Kongress schon im Juli 2017 ein Gesetzespaket mit Sanktionen gegen Moskau verabschiedet. Er setzte Trump unter Zugzwang. Bislang machte die Regierung aber keinen Gebrauch von den Maßnahmen. Das sorgte auch deswegen für Kritik, weil Trump wiederholt angezweifelt hatte, dass Russland hinter den Einmischungsversuchen steht.

Nach Angaben aus Kreisen des Weißen Hauses war das zeitliche Zusammentreffen der Russland-Sanktionen und der gegen Moskau gerichteten gemeinsamen Erklärung zum Giftanschlag zufällig. „Sanktionen haben einen langen Vorlauf und müssen wochenlang vorbereitet werden“, sagte ein Regierungsvertreter zur dpa. Die Strafmaßnahmen gegen Moskau seien schon lange eingeleitet gewesen, „lange vor dieser schamlosen Attacke gegen private Bürger auf britischem Boden“.

Trumps Sprecherin Sarah Sanders sagte, die USA arbeiteten mit ihren Verbündeten eng zusammen. Es müsse sichergestellt werden, dass eine so abscheuliche Tat niemals wieder geschehe. Auf die Frage, ob Russland ein Freund oder ein Feind der Vereinigten Staaten sei, antwortete Sanders nicht eindeutig. Sie sagte: „Ich denke, diese Festlegung müsste Russland treffen.“