Fritz Keller fungierte von 2019 bis 2021 war als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes. Foto: imago images/Sven Simon/Elmar Kremser/SVEN SIMON via www.imago-images.de

Fritz Keller, der ehemalige Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), kritisiert die Nachwuchsarbeit und sieht dabei den Föderalismus als Grundproblem an.

Gut drei Wochen nach dem WM-Aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft verschärft Fritz Keller seine Kritik am Deutschen Fußball-Bund (DFB). „Wir hängen in der Ausbildung im Kinder- und Jugendfußball einigen anderen internationalen Verbänden um Jahre, ja vielleicht Jahrzehnte hinterher“, sagte der frühere DFB-Präsident, der den größten Sportfachverband der Welt von 2019 bis 2021 geführt hatte, gegenüber unserer Zeitung. Das Grundproblem der Nachwuchsförderung im deutschen Fußball sieht Keller im Föderalismus. „Manche Dinge scheitern an den viel zu vielen Landesverbänden mit ihren Eigeninteressen. In Baden-Württemberg haben wir alleine drei davon“, sagte der Südbadener und meinte damit die jeweiligen Landesverbände in Württemberg, Nord- und Südbaden. Lichtblicke seien dagegen die Profivereine und viele ambitionierte Amateurclubs, die „Gott sei Dank in ihren Nachwuchsleistungszentren gute Arbeit geleistet beziehungsweise das Beste daraus gemacht haben“.

Bereits vor zwei Wochen hatte Keller im Interview mit unserer Zeitung die mangelnde Professionalität des DFB gegeißelt und den früheren Manager der Nationalmannschaft, Oliver Bierhoff, gelobt. Die Hauptfehler, die in der Vergangenheit gemacht wurden, seien „von anderen entschieden worden“. Bierhoff habe „gute Arbeit geleistet“. Er sei einer der wenigen gewesen, „die sich nicht nur hinter Zuständigkeiten versteckt, sondern auch Verantwortung übernommen haben“. In seiner gesamten, 18 Jahre währenden Amtszeit beim DFB habe Bierhoff versucht, Änderungen im Kinder- und im Jugendfußball zu erwirken. „Das wurde verhindert, weil viele ein Gschäftle daraus machen und etwas für ihre Landesverbände oder Fußballschulen herausholen wollten. Was fehlt oder zu spät kommt, ist die zentrale Ausbildung im Kinder- und Jugendbereich“, beklagte der Spitzenwinzer vom Kaiserstuhl, der auch zehn Jahre lang Präsident des SC Freiburg war.