Die Bundesbank muss das durchweichte Geld erst einmal trocknen. Foto: dpa/Boris Roessler

Nach dem Hochwasser im Juli sind bei der Bundesbank beschädigte Banknoten im Wert von über 50 Millionen Euro eingegangen.

Mainz - Sogar Duftkugeln hat die Bundesbank für ihren provisorischen Trocknerraum besorgt. In den beiden Wäschetrocknern, die seit einigen Wochen im Nationalen Analysezentrum für beschädigtes Bargeld der Notenbank in Mainz stehen, drehen sich durchweichte Banknoten aus den Hochwassergebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Und entgegen einer alten Redensart stinkt dieses Geld. Der Modergeruch, der trotz Duftkugeln über den Trocknern schwebt, vermittelt eine Ahnung davon, wie verpestet die Luft nach den verheerenden Überschwemmungen an der Ahr, der Erft und anderen Flüssen gewesen sein muss.

Bundesbank bietet kostenlose Erstattung

Banknoten im Wert von über 50 Millionen Euro haben Bürger, Banken und Sparkassen in den betroffenen Regionen seit Ende Juli bei der Bundesbank eingereicht. Sie hoffen auf Erstattung des beschädigten Geldes, und die Aussichten dafür sind nach Angaben des zuständigen Bundesbank-Vorstands Johannes Beermann gut: Ganz grundsätzlich erstattet die Notenbank kaputte Geldscheine, sofern noch mehr als die Hälfte der Banknote vorhanden ist. Das Flutgeld ist nach Worten Beermanns „durchweicht, verschlammt, zum Teil auch mit Heizöl oder Abwasser kontaminiert“ – aber die Scheine sind noch ganz.

Um sie zählen und auf Echtheit überprüfen zu können, müssen sie allerdings schnellstmöglich getrocknet werden. „Sonst verklumpt das Geld“, sagt Beermann – wer schon einmal Pappmaché hergestellt habe, könne sich das Ergebnis vorstellen.

Nichts für den Trockner zuhause

Eben deshalb wurden die Wäschetrockner angeschafft und so eingestellt, dass eine Temperatur von maximal 60 Grad nicht überschritten wird. Höhere Temperaturen könnten die Scheine noch stärker beschädigen. Bürger sollten nasse Banknoten deshalb grundsätzlich nicht in den Wäschetrockner stecken, warnt die Bundesbank. Haushaltsübliche Geldmengen sollten sicherheitshalber an der Luft getrocknet werden, „auch nicht im Backofen oder in der Mikrowelle“, sagt Beermann.

Nahezu täglich treffen in Mainz aber auch Lieferungen ein, die komplett per Hand bearbeitet werden müssen: Klumpen aus Matsch und Geldscheinen, die mühsam zerlegt werden müssen, um die Banknoten nicht zu zerreißen.

Wenn sie voneinander getrennt und getrocknet sind, landen die Geldscheine auf einem großen Tisch. Vier Mitarbeiter mit Gummihandschuhen sitzen darum, falten die Banknoten auseinander, prüfen ihre Echtheit und zählen sie.

Das beschädigte Geld wird vernichtet

Ist der zu erstattende Betrag einmal ermittelt, werden die beschädigten Geldscheine geschreddert. „Das können Sie in keinen Geldautomaten mehr legen und auch nicht als Wechselgeld im Handel rausgeben“, sagt Michael Erbert, Gruppenleiter für beschädigtes Bargeld, mit Blick auf die gewellten Scheine mit den zerknickten Rändern, die seine Mitarbeiter bereits geprüft und gezählt haben.

Geld von Privatpersonen werde, wo immer möglich, vorrangig bearbeitet, sagt Erbert. Schließlich seien die Bürger in den Hochwassergebieten dringend darauf angewiesen. Die ersten Erstattungsanträge, die nach der Flut bei der Bundesbank landeten, kamen allerdings von Banken und Sparkassen. Auf sie entfielen bisher rund 60 Prozent aller Anträge aus dem Katastrophengebiet – schließlich wurden auch Tresore und Geldautomaten überschwemmt.

Flutgeld hat Aufkommen mehr als verdoppelt

In normalen Zeiten werden von den 15 Mitarbeitern des Nationalen Analysezentrums für beschädigtes Bargeld rund 40 Millionen Euro im Jahr erstattet. Für die Antragsteller ist dieser Service kostenlos. Weil das Zentrum nun mit Flutgeld überschwemmt wird, wurde zusätzliches Personal aus anderen Abteilungen ausgeliehen. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass die meisten Anträge weiterhin in einer Frist von rund sechs Wochen abgearbeitet werden können. An Antragsteller aus den Hochwassergebieten wurden bisher rund sechs Millionen Euro ausgezahlt, 190 000 Banknoten mussten dafür getrocknet und kontrolliert werden.

Dass Betrüger die Situation ausnutzen, um gefälschtes Geld einzureichen, ist bislang übrigens nicht in größerem Maße zu beobachten. Zwar gab es laut Bundesbank einige Fälle, „wo Scheine anscheinend durch das Hochwasser ihre Echtheit verloren hatten“. Es handele sich aber um Einzelfälle, die zudem sofort aufgefallen seien. „Wer bei uns gefälschtes Geld einreicht und gewaschenes Geld wiederhaben möchte, der hat sich vertan“, sagt Beermann. Die Bundesbank hat zwar noch zwei weitere Wäschetrockner bestellt – aber keine Waschmaschinen.

Erstattung beschädigten Bargelds durch die Bundesbank

Banknoten
Die Bundesbank ersetzt beschädigte Euro-Scheine, sofern mehr als die Hälfte des Geldscheins vorgelegt wird. Ist nur die Hälfte oder weniger übrig, so muss nachgewiesen werden, dass die fehlenden Teile vernichtet wurden. Bei beschädigten D-Mark-Scheinen wird der Gegenwert in Euro erstattet. Nicht erstattet werden vorsätzlich beschädigte Geldscheine.

Münzen
Auch Euro- und D-Mark-Münzen werden erstattet, wenn sie stark abgenutzt oder beschädigt sind. Der Service ist wie bei Banknoten kostenlos.

Antragstellung
 Für den Erstattungsantrag steht ein Vordruck auf der Website der Bundesbank zur Verfügung. Das Geld muss sicher verpackt werden und kann bei einigen Banken und Sparkassen oder der nächstgelegenen Bundesbankfiliale abgegeben werden. Alternativ ist auch der Postversand möglich an: Deutsche Bundesbank, Hegelstr.65, H313, 55122 Mainz.