Am Dienstag ist in Großerlach ein Ultraleichtflieger mit einem Traktor zusammengestoßen. Foto: 7aktuell.de/ 7aktuell

Immer wieder sorgen Unfälle mit Ultraleichtfliegern für Aufsehen. Am Dienstag stieß ein solches Flugzeug in Großerlach mit einem Traktor zusammen. Doch wie gefährlich ist es, mit den kleinen Maschinen in die Luft zu gehen?

Großerlach - Ultraleicht bedeutet ultraleichtsinnig“ – so der Facebook-Kommentar eines Lesers zur Nachricht, dass am Dienstag in Großerlach-Morbach ein Kleinflugzeug mit einem Traktor zusammengestoßen ist. Tatsächlich haben in den vergangenen Monaten immer wieder Unfälle mit Ultraleichtflugzeugen (UL) für Aufsehen gesorgt: Im August 2016 war in Degenfeld bei Schwäbisch Gmünd ein solcher Flieger in einen Wald gestürzt. Der 59-jährige Pilot überlebte, saß jedoch im Cockpit seiner Maschine mehr als zwölf Stunden in einer Baumkrone fest. Für seine aufwendige Rettung musste der Pilot 18 000 Euro bezahlen. Als Absturzursache vermuten Ermittler einen technischen Defekt.

Das müssen Ultraleicht-Piloten lernen:

Einen Toten gab es rund einen Monat später in Gruibingen (Landkreis Göppingen), als ein 61 Jahre alter Pilot mit seinem UL-Flieger beim Landeanflug plötzlich abknickte und auf einer Wiese aufschlug. Die Staatsanwaltschaft legte den Fall zu den Akten, ohne dass eine genaue Unglücksursache gefunden wurde. Im selben Monat verlor ein Pilot bei der Landung in der Nähe von Kirchheim (Landkreis Esslingen) die Kontrolle über seinen Ultraleichtflieger. Er blieb unverletzt, rammte jedoch geparkte Flugzeuge – der Sachschaden betrug rund 200 000 Euro. Am 27. Mai 2017 hatte der Pilot eines Ultraleichtflugzeugs in einem Acker zwischen Kleinglattbach und Ensingen (Landkreis Ludwigsburg) notlanden müssen. Sein Motor hatte versagt; er konnte das Cockpit unverletzt verlassen.

Doch wie gefährlich ist das Fliegen mit UL-Flugzeugen wirklich – und welche Voraussetzungen müssen Piloten erfüllen? Ein Sprecher des Deutschen Aeroclubs beschwichtigt: „ULs sind nicht gefährlicher als andere Luftsportgeräte.“ Auch deren Piloten würden eine umfassende Ausbildung genießen – „es gibt auch Trainingseinheiten dafür, was man zum Beispiel bei einem Motorausfall tun muss.“ Eine Lizenz, die zum Steuern eines Ultraleichtflugzeugs berechtigt, kann man in Deutschland ab dem Alter von 17 Jahren erwerben. Die Flugschüler müssen sich laut dem Deutschen Ultraleichtflugverband mit Luftrecht, Navigation, Flugfunk und Meteorologie auskennen. Ferner müssen sie 30 Stunden Flugzeit vorweisen, auf verschiedenen Flugplätzen gestartet und gelandet sein, drei längere Überlandflüge mit Fluglehrer und zwei im Alleingang bewältigt haben. Auch ein Tauglichkeitszeugnis einen Fliegerarztes ist nötig.

Die technischen Grenzen für die Flugzeuge sind eng gesteckt

„Jedes Fluggerät hat seine festgelegten Betriebsgrenzen. Solange man es darin bewegt, ist es sicher“, so der Sprecher des Aeroclubs. Nur: Bei Ultraleichtfliegern sind diese technischen Grenzen besonders eng gesteckt. Das zulässige Höchstgewicht von UL-Fliegern beträgt 472,5 Kilogramm. Maschinen des Typs Aerospool Dynamic WT-9 – wie jener am Dienstag verunglückte Flieger – haben ein Leergewicht von 300 Kilogramm. Bei diesem – und vielen vergleichbaren – Flugzeugtypen bleiben also nur gute 170 Kilo für zwei Passagiere, das sogenannte Selbstrettungssystem sowie eventuelles Gepäck. In ihrer Kapazität sind die Sportgeräte also limitiert, Kunstflug oder das Abheben bei Nacht oder zu schlechter Sicht sind verboten.

Wie viele Unfälle sich im vergangenen Jahr mit Ultraleichtfliegern ereignet haben, ist schwer zu bestimmen: Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung in Braunschweig beschäftigt sich nur mit tödlichen UL-Unfällen. Derer hat es 2016 sechs Stück gegeben, mit acht Toten hat sich die Zahl gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Jedoch sagt ein Sprecher, diese Zahlen seien mit Vorsicht zu genießen: „Man sollte nicht nur auf die nackten Zahlen schauen.“ Erstens tauchten in der Statistik Unfälle ohne Todesopfer nicht auf, zweitens hänge die Zahl der Unfälle auch mit der Zahl der Lizenzen zusammen – je mehr Luftfahrzeuge es in einer Klasse gebe, desto häufiger seien Unfälle mit diesen.