Fanden viele gar nicht witzig: Posting am Abend des 2. Juni Foto: dpa

Baden-Württembergs Staatsministerium reagiert auf die Facebook-Panne beim Kirchentag mit strengeren Regeln für Praktikanten. Die oppositionelle FDP zweifelt an der offiziellen Version.

Stuttgart - Nach der Facebook-Panne beim Evangelischen Kirchentag in Stuttgart verschärft Baden-Württembergs Staatsministerium die Regeln für Praktikanten in seinem Referat Landesmarketing. Nach Informationen unserer Zeitung müssen Praktikanten dort künftig schriftlich bestätigen, dass sie bei ihrem Dienstbeginn über die Regeln für die Freigabe von Texten im Internet informiert wurden. Dies geht aus einer Antwort des Staatsministeriums auf eine Anfrage der oppositionellen FDP hervor, die unserer Zeitung vorliegt.

Zu Beginn des Kirchentages Anfang Juni war auf der Facebook-Seite des Landesmarketings (BW-jetzt) über einem Bild der Verantwortlichen der Veranstaltung zu lesen gewesen: „100 000 Protestanten. Und nicht ein Wasserwerfer.“ Viele Leser verstanden dieses offizielle Posting unter dem Landeswappen als geschmacklose Anspielung auf den Schwarzen Donnerstag im September 2010, bei dem die Polizei in Stuttgart Wasserwerfer gegen Stuttgart-21-Gegner einsetzte und dabei mehrere hundert Menschen verletzte.

Die Internetredaktion des Landesmarketings, die zum Zeitpunkt des Postings am Abend des 2. Juni nicht mehr besetzt war, entschuldigte sich am Morgen danach für den „Totalaussetzer“, laut Staatsministerium hat es sich dabei um ein nicht freigegebenes Posting eines Praktikanten gehandelt, der mit dem Einstellen gegen die internen Regularien verstoßen und seine Kompetenzen überschritten habe. Der Praktikant, der seinen Text irrtümlich für freigegeben gehalten habe, sei für seine Eigenmächtigkeit mündlich gerügt worden, heißt es in der Antwort von Staatsministerin Silke Krebs an FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke. Von weiteren Maßnahmen sei abgesehen worden, auch weil „Menschen einmal einen Fehler machen dürfen“, so Krebs.

Rülke äußerte starke Zweifel an der alleinigen Schuld des Praktikanten. „Es fällt einem nicht leicht zu glauben, dass bei so einem ausgeklügelten Verfahren der Praktikant irrtümlich annehmen konnte, der Text sei freigegeben worden“, sagte er unserer Zeitung . Er habe daher in der Angelegenheit eine weitere Anfrage an die grün-rote Landesregierung gestellt.