Experten bezeichnen das Schiff als Virusbrutkasten. Foto: dpa/--

Japans Gesundheitsminister erlaubt den Passagieren zunächst, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Später sagt er, sie sollten lieber zu Hause bleiben.

Yokohama - Etwa 500 Passagiere haben das Kreuzfahrtschiff „Diamond Princess“ am Mittwoch nach einer zweiwöchigen Quarantäne verlassen. Deren mangelnde Wirksamkeit wurde allerdings durch 79 weitere Corona-Fälle unter den Passagieren veranschaulicht, die vermeldet wurden. Bei 621 der ursprünglich 3711 Personen an Bord war damit eine Infektion mit dem neuen Virus bestätigt und die Testergebnisse für manche standen noch aus.

Nirgendwo außerhalb des chinesischen Kernlands - wo der Ausbruch seinen Ursprung hat - sind bisher mehr Infektionen gezählt worden. Vor diesem Hintergrund bezeichneten Experten das Kreuzschiff als Virus-Brutkasten. Überhaupt regte sich viel Kritik, da die Ausbreitung unter Passagieren und Besatzung nicht gestoppt wurde. Jeden Tag wurden neue Fälle gezählt: Am Dienstag waren 88 Personen positiv auf das Virus getestet worden, am Montag 99.

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Viele Regierungen haben angekündigt, keine Passagiere der „Diamond Princess“ ins Land zu lassen, bis sie eine erneute Quarantäne durchlaufen haben. Dass Passagiere von Bord gingen, in Taxis stiegen und in Yokohama verschwanden, war so gesehen bemerkenswert.

Gesundheitsminister Katsunobu Kato hatte am Mittwoch zunächst gesagt, Passagiere mit einem negativen Testergebnis hätten Japans Quarantäneanforderungen erfüllt und könnten mit öffentlichen Transportmitteln nach Hause fahren. Nach einem Treffen mit Experten rief er die ehemaligen Passagiere später jedoch auf, nicht unnötig nach draußen zu gehen und etwa zwei Wochen lang zu Hause zu bleiben.

Den Planungen zufolge sollen von Donnerstag bis Samstag insgesamt 2000 zusätzliche Personen von Bord gehen.

Erleichterung bei den Passagieren

Einige Passagiere twitterten, sie hätten einen Fragebogen über ihren Gesundheitszustand ausfüllen müssen. Sie hätten unter anderem angeben müssen, ob sie Symptome wie Kopfschmerzen, Fieber und Husten hätten. Diejenigen, die negativ auf das Coronavirus getestet wurden und keine Symptome zeigten, mussten dennoch ihre Körpertemperatur messen lassen, ehe sie von Bord gehen durften.

„Ich bin ein bisschen besorgt, ob es mir gut genug geht, um das Schiff zu verlassen, aber es wurde körperlich sehr schwierig“, sagte ein 77-jähriger Mann der Nachrichtenagentur Kyodo. Er ging gemeinsam mit seiner Frau von Bord, beide waren erleichtert: „Jetzt wollen wir einfach nur feiern.“

Die Zahl der Toten durch die vom Virus ausgelöste Krankheit Covid-19 stieg in China derweil um 136 auf 2004. Zudem sind 1749 neue Infektionen gezählt worden, wodurch die dortige Gesamtzahl der Fälle auf 74 185 stieg, wie die Behörden mitteilten.

Erster Infizierter im Iran gemeldet

In der Stadt Wuhan, die als Ausgangspunkt des Virus gilt, wollten Inspektoren am Mittwoch eine Maßnahme abschließen, bei der sie von Tür zu Tür gingen. Dabei sollte jede kranke Person gefunden werden, die noch nicht erfasst war. „Das muss ernst genommen werden“, sagte Wang Zhonglin, der neue Sekretär der Kommunistischen Partei in Wuhan. „Wenn (nach Mittwoch) ein einziger Fall gefunden wird, werden die Bezirksvorsteher dafür zur Verantwortung gezogen.“

In Hongkong gab es den zweiten Todesfall, wie ein Krankenhaussprecher berichtete. In der chinesischen Sonderverwaltungszone sind insgesamt 62 Infektionsfälle bekannt geworden. Medienberichten zufolge handelte es sich bei dem Toten um einen 70-jährigen Mann mit Vorerkrankungen.

Der Iran vermeldete seine ersten Infizierten. Bei zwei Verdachtsfällen sei das Virus bestätigt worden, berichtete die halbstaatliche Nachrichtenagentur Isna unter Berufung auf einen Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums.