An der in Stuttgart-Freiberg nur noch als Außenstelle geführten Herbert-Hoover-Schule sollen künftig wieder genügend Plätze für Freiberger Grundschüler geschaffen werden. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der Plan hat einfach nicht funktioniert: Viele Familien aus Stuttgart-Freiberg lehnen den langen Schulweg nach Mönchfeld ab. Auch Bürgermeisterin Fezer sieht ein, dass es für Freiberger Grundschüler in Freiberg mehr Platz geben muss.

Stuttgart - Nach Protesten von Eltern und interfraktionellen Anträgen des Gemeinderats muss die Stadtverwaltung den Beschluss für die Aufteilung der Grundschüler in Freiberg und Mönchfeld überarbeiten. Das musste nach heftiger Debatte im Schulbeirat auch Bürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) einsehen. Sie kündigte an, man werde hierzu „einen neuen Vorschlag“ machen. Ziel sei, für Freiberger Grundschüler wieder genügend Schulplätze in Freiberg zu schaffen. Dies ist infolge der Fusion der Grundschulen derzeit nicht mehr der Fall.

Bis zu 2,4 Kilometer Schulweg müssen manche Erstklässler der Herbert-Hoover-Schule infolge der Zusammenlegung der Grundschulen Freiberg und Mönchfeld bewältigen. Denn das bedeutet, dass viele Freiberger Kinder nach Mönchfeld in die Schule müssen, weil in Freiberg nur noch eine einzügige Außenstelle der Grundschule geführt wird. Geht nicht, befanden die Eltern und protestierten. Geht nicht, befand auch bereits vor anderthalb Jahren Miriam Brune, die Leiterin der Herbert-Hoover-Schule. Mit ihrer Forderung, einen Busverkehr einzurichten, scheiterte die Schule. Einige Grundschüler sind nachmittags unversorgt, da in Freiberg nur noch ein Halbtagszug geführt wurde. Nach weiteren Protesten von Eltern und Jugendhilfe verlangen seit Mai dieses Jahres auch die Ratsfraktionen eine Nachbesserung. Kurz vor den Sommerferien beantragten SPD, CDU, Grüne, SÖS/Linke-plus und Freie Wähler, das gesamte Versorgungskonzept für diesen Schulbezirk neu zu überdenken. Dies geschah nicht.

Eltern stimmen mit den Füßen ab und schaffen neue Realitäten

Entsprechend verärgert zeigten sich die Stadträte jetzt im Schulbeirat. Zwar hatte man dahingehend nachgebessert, dass die Erstklässler in Freiberg seit diesem Schuljahr als Ganztagsklasse geführt werden – die aber ist, wegen des großen Bedarfs, mit 35 Kindern übervoll. Für eine Parallelklasse fehlt der Platz, da in dem Freiberger Schulzentrum auch ein Gymnasium und eine wachsende Gemeinschaftsschule untergebracht sind. Die übrigen Freiberger Erstklässler müssen nach Mönchfeld, wo es derzeit zwei Mischklassen aus Halb- und Ganztag gibt. Zwölf Familien stellten Umschulungsanträge an die Grundschulen Mühlhausen und Zazenhausen.

Im Schulbeirat verwies Marita Gröger (SPD) auf die „besondere soziale Situation in Freiberg“. Viele Familien dort sind alleinerziehend, beziehen Erziehungs- und Sozialhilfe. „Viele Eltern sehen keine Möglichkeit, den Weg (nach Mönchfeld) auf sich zu nehmen“, hatte Schulleiterin Brune erklärt. Gabriele Nuber-Schöllhammer (Grüne) kritisierte zudem, dass Mischklassen gebildet wurden. Auch Uwe Heilek, geschäftsführender Leiter der Stuttgarter Grundschulen, bat, andere Varianten zu prüfen, um den in Freiberg größeren Ganztagsbedarf zu befriedigen – aber auch im Blick auf den Schulweg. Er sei den abgegangen und könne die Vorbehalte der Eltern gut nachvollziehen.

Bürgermeisterin Fezer verweist auf Ratsbeschluss, lässt sich aber umstimmen

Bürgermeisterin Fezer erklärte hierzu, es tue dem einen oder anderen Kind auch mal gut, ins Nachbarviertel zu kommen, es gebe ja auch Bus und Stadtbahn. An die Adresse der Stadträte gerichtet, sagte sie: „Es gibt einen Beschluss, den Sie beschlossen haben, den haben wir umgesetzt.“ Das räumte auch Gröger ein: „Ja. Wir haben 2016 einen Fehler gemacht“ – aber jetzt im Sommer einen interfraktionellen Antrag so überschrieben: „Fehler korrigieren und keine neuen machen!“ Fezer konterte, so einfach sei das nicht. Einen Anbau könne man frühestens 2026 fertigbekommen. Am Tag nach der Sitzung des Schulbeirats erklärte sie unserer Zeitung: „Wir steuern jetzt nach.“ Ziel sei nun eine dreizügige Ganztagsgrundschule in Freiberg; Mönchfeld werde somit „wahrscheinlich einzügig“. Wie, das sei noch unklar. Als Übergangslösung prüfe man, die Erst- und Zweitklässler in Freiberg zu lassen und die Dritt- und Viertklässler nach Mönchfeld zu schicken. Aber das müsse mit den Schulen erst noch besprochen werden.