Nach elf Jahren ist die Modernisierung der Inselsiedlung beinahe beendet. Foto:  

Geschafft. Nach elf Jahren ist die Modernisierung der Inselsiedlung abgeschlossen. Die Wohnungen in den elf Längstrakten haben eine zeitgemäße Ausstattung und energetische Erneuerung erhalten. 30 Millionen Euro hat die SWSG ins Projekt gesteckt.

Wangen - Nach mehr als einem Jahrzehnt neigt sich ein Mammutprojekt dem Ende zu: 2007 rückten Bagger und Bauarbeiter in der Inselsiedlung an. Die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) wollte um 1928 erbauten elf Längstrakte modernisieren. Die SWSG hat rund 30 Millionen Euro in die Erneuerung der rund 380 Wohnungen gesteckt. Letzte Außenarbeiten müssen noch erledigt werden. Deswegen fährt noch ein Bagger über die Geislinger Straße und ein Lastwagen lädt Erdmassen ab. „Es hat Spaß gemacht und es war spannend, hier zu arbeiten“, sagt ein Bauarbeiter fast wehmütig. Auch für ihn beginnt bald eine neue Ära. Der letzte Längstrakt in der Geislinger Straße 15 bis 31 wurde in den vergangenen Monaten zeitgemäß hergerichtet. Die Mieter haben erst vor wenigen Tagen ihre neuen Wohnungen bezogen. Darunter einige Altmieter. Sie wissen noch, wie die Inselsiedlung vor einem Jahrzehnt aussah: trist und altmodisch.

Wohnungen nicht wiederzuerkennen

Der Eindruck hat sich geändert: „Von außen wirkt die Siedlung durch die helle Fassade, die neuen Balkone und die Vorgärten viel freundlicher. Die Wohnungen innen sind nicht wiederzuerkennen“, sagt ein Wangener, der in der Siedlung aufgewachsen ist. Dabei mussten die Planer fast Unmögliches leisten: Sie mussten die energetische Sanierung der Gebäude, die Schaffung von Wohnraum mit zeitgemäßem Zuschnitt und Denkmalschutz unter einen Hut bringen. Die Siedlung wurde am Ende der Weimarer Republik konzipiert. Sie sollte die Wohnraumnot lindern. Mit einem Bad in der Wohnung galt sie als fortschrittlich. Gebäudestil, Einrichtung und Anlage der Grünanlage zwischen den Längstrakten stehen für neue Sachlichkeit oder Bauhausstil. Die Siedlung ist ein Kulturdenkmal. Die SWSG ist sich dessen bewusst. „Für uns ist die behutsame Sanierung unserer denkmalgeschützten Siedlungen mit architektonischem Erbe von besonderer Bedeutung, bewahrt sie doch an vielen Stellen das prägende, typische Stadtbild Stuttgarts“, sagt SWSG-Geschäftsführer Helmuth Caesar.

Aber sie sollte den Mietern auch den Komfort des 21. Jahrhunderts bieten. Deswegen entschloss sich die SWSG, den Zuschnitt der Wohnungen zu vergrößern. Die Gebäudetrakte – einer nach dem anderen – wurden im Laufe systematisch ausgebeint. „Wir wollen eine gesunde Durchmischung von kleineren und seniorengerechten Wohneinheiten für langjährige SWSG-Mieter sowie Vierzimmer-Wohnungen für junge Familien“, kündigte SWSG-Geschäftsführer Helmuth Caesar 2007 an. Die SWSG ging möglichst behutsam mit den Gebäuden um. Die Mieter erhielten größere Balkone, die Erdgeschoss-Bewohner sogar eine eigene Gartenparzelle. Ein Trakt nach dem anderen wurde so im Laufe der Jahre modernisiert. Schließlich mussten die Mieter ihre Wohnungen verlassen und konnten – wenn sie wollten – in eine der frisch sanierten Einheiten einziehen.

Preis eingeheimst

Als letzter war der Längstrakt Geislinger Straße 15 bis 31 an der Reihe. Gardinen an den Fenstern und Pflanzen auf dem Balkon zeigen: Die neuen Bewohner richten ihr neues Zuhause ein. Noch muss allerdings an den Außenanlagen eingeebnet und Gras eingesät werden, dann ist die Modernisierung vollends abgeschlossen. Die Anstrengungen haben sich gelohnt. Die SWSG heimste nämlich beim Deutschen Bauherrenwettbewerb eine „besondere Anerkennung“ für die denkmalschützende Modernisierung der Siedlung ein. Das Wichtigste jedoch: Den SWSG-Bewohnern gefällt das Ergebnis.